Musik Musik: Der Dirigent Heinz Wallberg ist gestorben
London/dpa. - Heinz Wallberg, einer der renommiertesten deutschenDirigenten, ist am Mittwoch im Alter von 81 Jahren in Essengestorben. Zur Todesursache konnte seine Londoner Agentur amDonnerstag noch keine Angaben machen. Er sei aber schon länger imKrankenhaus gewesen, sagte eine Sprecherin.
Der 1923 bei Hamm in Westfalen geborene Wallberg war eineinternational bekannte Größe. In Essen prägte er fast 20 Jahre langals Generalmusikdirektor das künstlerische Leben derRuhrgebietsstadt.
Wallberg kannte nahezu alle wichtigen Opernhäuser und Konzertsäleder Welt und trat in insgesamt 35 Ländern auf. Allein in Wiendirigierte er 450 Vorstellungen, seit ihn Herbert von Karajan 1959erstmals an die Staatsoper geholt hatte.
Mit den Wiener und Bamberger Symphonikern ging er genauso aufTournee wie mit dem Sinfonieorchester Tokio. Bei sämtlichenbedeutenden Festivals zwischen Helsinki und Salzburg, Wien undBarcelona stand er an den Pulten. Zu seinem Lebenswerk gehören mehrals 100 Schallplatten-Aufnahmen, zahlreiche CDs mit allein 15 Opern-Gesamtaufnahmen und 100 Fernsehproduktionen.
Wallberg studierte Musik in Dortmund und Köln und fand alsViolinist und Solo-Trompeter eine Anstellung als Orchestermusiker.Mit 29 Jahren wurde er in Augsburg zum damals jüngsten deutschenMusikdirektor ernannt. Als Chefdirigent oder Generalmusikdirektor kamer über Bremen, Wiesbaden, München und Wien im Jahr 1975 nach Essen.Als Krönung seines Wirkens galt 1988 die Eröffnung des Opernneubausvon Alvar Aalto mit Richard Wagners «Meistersingern von Nürnberg». Erselbst zählte auch acht große Opern mit Bayreuther Besetzung inBuenos Aires und ein Festkonzert für Papst Johannes XXIII. imPetersdom zu den Höhepunkten seiner Karriere.
Bei den Musikern war Wallberg einer der beliebtesten Dirigenten,weil ihm Maestro-Posen immer fremd waren. «Der Taktstock ist einlebloses Stück Holz», sagte er einmal der dpa. «Ohne die großenOrchester und Sänger ist ein Dirigent sehr einsam.» Die meistenseiner Kollegen hielt er für «überbewertet». Der anerkannte Bruckner-Experte, der sich als «Diener am Werk» verstand, ging bis zuletztnoch immer auf Konzertreise, denn die Musik, so sagte er, sei sein«Lebenselixier».