Musik Musik: 45 000 Fans sehen erste Show von Madonna in Deutschland

Düsseldorf/dpa. - 45 000 Menschen inder ausverkauften Düsseldorfer Arena sahen eine aufwendigezweistündige Show und zahlten teilweise über 200 Euro für einenSitzplatz.
Eine umstrittene Kreuzigungs-Szene hatte schon im Vorfeld weltweitfür Wirbel und kostenlose Publicity gesorgt. Die Pop-Diva ließ sichunbeeindruckt von der Kritik auch in Düsseldorf an einemüberdimensionalen Kreuz auf der Bühne emporziehen, auf ihrem Kopftrug sie einen Dornenkranz.
Nicht nur der Vatikan, der eine langjährige, tiefe Abneigung gegendie Sängerin pflegt, hatte die Szene scharf kritisiert. Auch diedeutschen Kirchen riefen dazu auf, dem Konzert fernzubleiben, da esdie religiösen Gefühle der Gläubigen beleidige.
Doch die angekündigte Prüfung des Spektakels durch dieDüsseldorfer Staatsanwaltschaft wird für die Italo-Amerikanerinfolgenlos bleiben: «Wir werden kein Ermittlungsverfahren gegenMadonna einleiten», sagte Staatsanwalt Johannes Mocken am Montag. DieDarstellung sei zwar äußerst provokativ, aber nicht strafbar.
In dem Stück («Live to tell») mit der umstrittenen Szenetransportiert die Sängerin über riesige Video-Leinwände auch einenernsten Inhalt: Sie prangert das Leid von Millionen Kindern an, diein Afrika durch Aids zu Waisen wurden und stellt das Leiden Jesu ineinen Zusammenhang mit deren Leiden. Dies sei zwar plakativ, einBeschimpfen religiöser Symbole sei es rechtlich aber nicht, sagteMocken.
Die katholische Kirche bekräftigte dagegen am Montag ihre Kritik:«Sich als Christus darzustellen, ist eine Anmaßung ohnegleichen»,sagte ein Sprecher des Erzbistums Köln. Die Inszenierung des ThemasAids auf diese Weise sei unangemessen und «völlig daneben».
Zuschauer verstanden die Passage hingegen auch als Kritik Madonnasan der Anti-Kondom-Politik der Kirche: «Jetzt verstehe ich auch,warum die Kirche so sauer ist», sagte ein 30-jähriger Madonna-Fan ausNeuss. «Ich hatte schon Angst, dass der Staatsanwalt ihr den Stromabdreht», witzelte eine Frau aus dem Ruhrgebiet.
Es blieb nicht die einzige politische und religiöse Provokationder 48-Jährigen, die in streng katholischen Schulen erzogen wurde undnach dem Willen ihrer Mutter Nonne werden sollte: In schnellenVideobildwechseln zeigt sie US-Präsident Bush gleich hinter Hitlerund Diktator Pinochet.
Auf der Bühne rangeln zwei Tänzer miteinander: Der eine mit demjüdischen Davidstern, der andere mit dem islamischen Halbmond auf dernackten Brust. «Beichte auf der Tanzfläche», heißt das neue Album derPop-Ikone, dass sie zur bestverdienenden Musikerin der Welt machensoll.
In einer riesigen Disco-Kugel war die Sängerin zum Beginn desKonzerts von der Hallendecke auf die Bühne geschwebt, um als schwarzgewandete Herrenreiterin mit knallender Peitsche einen besatteltenTänzer zu besteigen. Für ihre Show greift die Pop-Diva gerne in dieVollen: 1,6 Millionen Euro haben allein die Kristalle auf der Disco-Kugel gekostet. Sieben Mal wechselt sie ihre von Mode-Zar Jean-PaulGaultier entworfenen Kostüme.
Musik wurde auch gespielt: Der harte Club-Sound ihrer letztenAlben dominierte, begleitet von opulenten, visuellen Effekten undatemberaubenden Einlagen ihrer Tänzer an meterhohen Gerüsten. Madonnaließ die 45 000 Fans frenetisch jubelnd zurück. An diesem Dienstagist die Sängerin in Hannover zu sehen, bevor der Tour-TrossDeutschland verlässt.