Musical Musical: Beschwingte Premiere «42nd Street»
Stuttgart/dpa. - Seine Ursprünge liegen 70 Jahre zurück, doch der Rhythmus des Broadway-Musicals «42nd Street» reißt noch heute Alt und Jung mit. Die Macher des rasanten Stepptanz-Spektakels können die deutschsprachige Premiere am Freitagabend vor gut 1800 Gästen als vollen Erfolg verbuchen. Nach der glamourösen Inszenierung in zwei Akten will der begeisterte Applaus in Stuttgart fast kein Ende nehmen.
Die Geschichte ist zwar einfach und schlicht gestrickt. Dies rückt aber durch die musikalisch und choreografisch perfekt inszenierte Show in den Hintergrund. Das Stück dreht sich um die kleine Tänzerin aus der amerikanischen Provinz, Peggy Sawyer (Kerstin Seyfried), die nach vielen Widrigkeiten, harten Proben und etwas glücklichen Umständen in New York zum Star aufsteigt. Sie verhilft damit dem Musicalproduzenten Julian Marsh (Kevin Taste) und seinem neuen Stück «Pretty Lady» zum Durchbruch.
Mehr als zwei Stunden lang werden die Zuschauer mit einem Feuerwerk aus Farben und rhythmischer Bewegung unterhalten. Musik und Choreografie arbeiten geschickt mit Tempowechseln: Dem fulminanten Gesamtauftritt des 48 Darsteller zählenden Ensembles folgt ruhiger Gesang der alternden Diva Dorothy Brock (Isabel Dörfler) im Kegel eines einzigen Scheinwerfers. Eine ausgefeilte Licht- und Bühnentechnik und fliegende Kostümwechsel tragen ihren Teil dazu bei, dass die Oberflächlichkeit der Dialoge kaum ins Gewicht fällt.
Fast schon selbstironisch philosophiert der Tenor der Tanztruppe, Billy Lawlor (Jens Janke): «Wen kümmert schon die Handlung.» Und das ganze Ensemble fasst die Gesetzmäßigkeiten des Showbusiness zusammen: «Bleibt immer jung und schön - und Ihr werdet geliebt.» Auch das Stuttgarter Publikum lässt sich gerne durch den schönen Schein immer strahlender Gesichter und mühelos anmutender Tanzkünste gefangen nehmen. Und nicht wenige wippen in Stepp-Schritten, als sie nach der Premiere das Apollo-Theater verlassen.
Wie hart in dieser Branche um Erfolg gekämpft wird und wie nahe Ruhm und Absturz in die Bedeutungslosigkeit beieinander liegen, wird an einigen Stellen angedeutet. Beispielsweise, wenn einer von Marshs Mitarbeitern in den Auswahlproben für «Pretty Lady» die tatsächlichen oder vermeintlichen Tanztalente für den Fall des Misserfolgs auf die Suppenküche an der nächsten Straßenecke verweist.