Museum Museum: Bergarchiv Freiberg packt Kisten für den Umzug

Freiberg/dpa. - «50 000 Kartons mit Akten, 4000Kartenmappen und 6000 gerollte Risse sind bereits gepackt», sagt derLeiter des Sächsischen Staatsarchivs - Bergarchiv Freiberg, RaymondPlache. Beim Blick aus dem Fenster kann er sich vom Fortgang derArbeiten am Schloss überzeugen.
Mit Millionenaufwand wird das Schloss aus dem 16. Jahrhundertgerade von Grund auf wieder hergerichtet. An dem Gebäudeensemblehatte gehörig der Zahn der Zeit genagt. Künftig sollen hier eineumfangreiche Mineraliensammlung und das Bergarchiv unterkommen. Am19. April wird Richtfest gefeiert. «Wir liegen im Zeitplan», sagtOberbürgermeisterin Uta Rensch (SPD) und spricht von einereinzigartigen Attraktion. Freiberg hoffe damit mehr Touristenanzulocken.
Das Archiv wird sein neues Zuhause in einem Gebäudeteil finden,der zuvor völlig entkernt wurde. Wie in einer Schachtel wurde imInneren ein Betonkasten hochgezogen. «Das ist wie ein Neubau»,erklärt Plache. Auf den Etagen ist zu erkennen, wo einmal die Regale,Büros und Leseräume Platz finden. «Dann gibt es konservatorischeinwandfreie Lagerungsbedingungen für das Archivgut», betont deroberste Archivar.
In den kommenden Monaten erwartet ihn und seine sieben Mitarbeiteraber noch eine Sisyphusarbeit. Fast jeder Karton muss noch einmal inAugenschein genommen werden, ehe er verpackt wird. «Dabei besteht dieHoffnung, dass einem eine Kostbarkeit zwischen die Finger gerät»,meint Plache. So wurden zum Beispiel Konstruktionsunterlagen desFlugpioniers Otto Lilienthal entdeckt. Vor seiner Fliegerei war er imZwickauer Steinkohlerevier tätig und arbeitete dort als Techniker.
Das Bergarchiv verwahrt schriftliche Überlieferungen dersächsischen Bergverwaltungen und vieler Bergbau- und Montanbetriebeauf dem Gebiet des heutigen Freistaates. Sie stammen aus sechsJahrhunderten. In den meist in Leder oder Pergament eingebundenenBergbüchern ist in gestochen scharfer Schrift alles um den Bergbaufestgehalten. Mehr als 4500 Meter Akten und Amtsbücher lagern hier.«Ein besonderer Schatz sind knapp 65 000 Karten, Pläne und Risse»,sagt Plache. Dazu gibt es 26 000 Fotos und eine Spezialbibliothek mitnahezu 19 000 Bänden.
«Archivare bewahren aber nicht nur einen Schatz, sondern arbeitenvor allem für Bürger, Wissenschaft und Forschung», betont der Chef.Nach der Wende ging es um Restitutions-, Rehabilitierungs- undRentenangelegenheiten, für deren Klärung Unterlagen aus dem Archiv zuRate gezogen wurden. «Heute fragen Unternehmen nach alten Unterlagen,wenn sie Interesse an Sanierungen, Sicherungen oder auch amWiederanfahren bereits stillgelegter Gruben haben.»
Der Hauch der Geschichte soll künftig den Besucher auch gleichbeim Betreten des neuen Archivs empfangen. In einer Betonwand imEingangsbereich ist eine Lücke für einen großen Schaukasten bereitserkennbar. Im Ausstellungsraum soll unter anderem eine fast vierMeter lange alte Bildkarte aus dem Jahr um 1600 ihren Ehrenplatzfinden. Das Schmuckstück zeigt detailgetreu die Gegend um Schneeberg.