Museum Museum: 3300 Jahre alter Schatz in Berlin zu bewundern

Berlin/dpa. - Die Staatlichen Museen Berlins richten sich schon jetzt auf einenBesucheransturm ein. Immerhin haben in den vergangenen vier Monatendie farbenprächtige Kalksteinbüste der sagenhaften Pharaonen-Gattinin ihrer provisorischen Bleibe am Potsdamer Platz fast 120 000Menschen gesehen.
In dem von Karl Friedrich Schinkel entworfenen Alten Museum wirdnun auf einer Fläche von 1300 Quadratmetern der Einzug der Ägypterinneu inszeniert - «der erste wahrhaft würdige Auftritt» Nofretetes,wie der Direktor des Ägyptischen Museums, Dietrich Wildung, dieKonzeption beschreibt.
Nofretete, «die Schöne, die da kommt», wird in einem riesigenGlasschrein im Licht durchfluteten Obergeschoss des Alten Museumsgestellt. Zu den etwa 1200 Exponaten der Ausstellung zählenSarkophage und Juwelen, Papyri und Tonscherben. Sie werden nicht mehrchronologisch, sondern themenbezogen präsentiert. Die Sammlung mitSchwerpunkt auf die Amarna-Zeit etwa 1300 v. Chr. und dem heutigenSudan wird nach 2009 im Neuen Museum die dreifache Fläche zurVerfügung haben.
Nofretete war seit dem 2. März 2005 im Kulturforum am PotsdamerPlatz untergebracht. Zuvor wurde sie Jahrzehnte im Ägyptischen Museumam Charlottenburger Schloss ausgestellt. An diesem Donnerstag wirdsie unter starken Sicherheitsvorkehrungen ihren etwa vier Kilometerlangen Weg zur Museumsinsel antreten.
Die 50 Zentimeter hohe Büste der 1338 v. Chr. gestorbenen KöniginNofretete, der Gemahlin von König Amenophis IV. (Echnaton) undStiefmutter des Tut-ench-Amun, war am 7. Dezember 1912 beiAusgrabungen in den Ruinen von Tell el-Amarna, auf halbem Wegzwischen Luxor und Kairo am Nil, entdeckt worden. Die Büste wurde einJahr später vom Osmanischen Reich dem Ausgräber und Finanzier JamesSimon überlassen, der das Kunstwerk zunächst in seiner BerlinerPrivatwohnung aufstellte, ehe er die Büste 1920 dem VorderasiatischenMuseum auf der Museumsinsel schenkte.
1933 war die Rückgabe der Büste an Ägypten geplant, worumallerdings ein Machtkampf auf höchster Ebene entbrannte: Derpreußische Ministerpräsident Hermann Göring war für die Rückgabe,Hitler wollte davon nichts wissen. Er plante für die Büste derKönigin in der künftigen «Welthauptstadt Germania» ein neuesÄgyptisches Museum mit der Nofretete allein in einer Kuppelhalle.
Die Realität sah anders aus. Bei den Fliegerangriffen im ZweitenWeltkrieg kam die Büste schließlich in ein Thüringer Bergwerk, wo sievon den Amerikanern gefunden wurde. 1956 gelangte sie wegen derpolitischen Spaltung der Stadt nach West-Berlin. Seitdem wartete siein den ehemaligen Kasernen der Leibwache der Preußenkönige auf ihreendgültige Rückkehr an ihren Stammplatz auf der Museumsinsel.