Museen Museen: Geraubtes Caspar-David-Friedrich-Bild zurück
Hamburg/dpa. - Ein vor neun Jahren aus der Frankfurter Schirn geraubtes Meisterwerk Caspar David Friedrichs ist wieder im Besitz der Hamburger Kunsthalle. Das Hamburger Museum hat für die Rückgabe des Gemäldes «Nebelschwaden» kein Geld bezahlt. «Wir haben uns nicht erpressen lassen und sind auf keine Geldforderungen eingegangen», sagte der Direktor der Kunsthalle, Prof. Uwe Schneede, am Donnerstag. Eine Überprüfung des Bildes am Vormittag habe gezeigt: «Das Werk ist echt, in sehr gutem Zustand und ohne jeden Zweifel unser Caspar David Friedrich.»
Das damals von Hamburg an Frankfurt entliehene Gemälde war am 28. Juli 1994 bei einem spektakulären Kunstraub in der Ausstellung «Goethe und die Kunst» in der Schirn geraubt worden. Bei dem Coup stahlen die Diebe drei Meisterwerke im Versicherungswert von etwa 35 Millionen Euro: Das 1820 entstandene Friedrich-Gemälde (1774-1840) sowie zwei Bilder des englischen Malers William Turner (1775-1851), beides Leihgaben der Tate Gallery in London. Die beiden Turner-Werke wurden der Tate Gallery bereits im Dezember 2002 zurück gegeben.
Anfang dieses Jahres hatte sich ein Mittelsmann bei der Kunsthalle gemeldet, um seine Mithilfe bei der Rückführung des Bildes anzubieten, sagte der kaufmännische Geschäftsführer der Hamburger Kunsthalle, Tim Kistenmacher. Der Vermittler habe nachweisen können, über die notwendigen Kontakte zu verfügen und 1,5 Millionen Euro Lösegeld und 250 000 Euro Vermittlungsgebühr gefordert. Die Kunsthalle lehnte die Forderung ab, hielt den Kontakt in Abstimmung mit der ermittelnden Staatsanwaltschaft in Frankfurt jedoch aufrecht.
Der Vermittler habe seine Forderungen immer weiter reduziert, zuletzt auf 250 000 Euro Aufwandsentschädigung. Im Juli erklärte der Vermittler, er habe das Bild selbst in Besitz genommen. «Damit konnte der Anspruch auf Herausgabe einer Person zugeordnet werden, mit allen straf- und zivilrechtlichen Konsequenzen. Vor diese Wahl gestellt, gab der Vermittler auf mein Anraten das Gemälde am vergangenen Dienstag in Frankfurt in der Schirn zurück», sagte Kistenmacher.
Die Frankfurter Staatsanwaltschaft bestätigte unterdessen, dass sie die Identität des Vermittlers kennt. Gegen den Mann bestehe aber keinerlei Verdacht, sagte Oberstaatsanwalt Rainer Schilling am Donnerstag. Zu weiteren Einzelheiten oder Ermittlungsergebnissen wollte er nichts sagen: «Solche Sachen bedürfen einer gewissen Diskretion. Wir sind nur gefragt worden, ob wir etwas dagegen hätten, wenn das Bild wieder beschafft werden könnte. Wir hatten nichts dagegen.»
Zwei Kunsträuber und ein Hehler waren im Februar 1999 in Frankfurt zu Haftstrafen zwischen zweieinhalb und elf Jahren verurteilt worden. Hinweise auf die Hintermänner und den Verbleib der Bilder hatte der Prozess jedoch nicht ergeben. Von den drei verurteilten Helfern sitzen nach Angaben der Frankfurter Staatsanwaltschaft noch zwei im Gefängnis.
«An dieser erfolgreichen Rückgabe-Aktion waren viele Menschen beteiligt», betonte Kistenmacher, der sich für seine Telefonate mit dem Vermittler auch von Juristen beraten ließ. Wer die Hintermänner des Kunstraubes sind und warum der Vermittler schließlich aufgegeben hat, sei ihnen auch unklar, betonten Schneede und Kistenmacher. Bis zuletzt sei unklar gewesen, ob es sich bei dem zurück gegebenen Bild um das Original handelt. «Bei der ganzen Sache hatte die Sicherstellung des Werkes als nationales Kulturgut Vorrang vor dem Zugriff auf den Vermittler», meinte Schneede.