München München: Barenboim mit dem Deutschen Kulturpreis ausgezeichnet

München/dpa. - Barenboim bekam die mit 30 000 Euro dotierte Auszeichnung derStiftung Kulturförderung am Freitag in München für sein musikalischesLebenswerk. Zudem wurde er für das Engagement für sein west-östlichesDivan Orchestra geehrt, in dem junge Musiker aus verschiedenenNahost-Staaten seit 1999 zusammen musizieren.
Die Geschichte des Orchesters, auch Barenboims «Orchester desFriedens» genannt, begann damit, dass Barenboim und derpalästinensische Literaturwissenschaftler Edward Said jungen Musikernaus den Nahost-Staaten 1999 in Weimar ein Forum schaffen wollten.«Jungen Leuten, die sich sonst nicht treffen», sagte Barenboim beider Verleihung, «weil ja alles zu ist.» Als das Angebot bei jungenLeuten aus Israel, den Palästinensergebieten und verschiedenenarabischen Staaten auf großes Interesse stieß, entstand die Ideeeines Orchesters. «Es kamen junge Musiker zu uns, die noch nie ineinem Orchester gespielt hatten und noch nie eines live gehörthatten», so Barenboim. Heute spielen viele seiner Musiker in großeninternationalen Orchestern.
Der 67-jährige Israeli, der auch einen palästinensischen Pass hat,war von 1981 bis 1999 Dirigent bei den Bayreuther Festspielen. Seit1992 ist er Generalmusikdirektor der Staatsoper Unter den Linden. DieStaatskapelle Berlin ernannte ihn im Jahr 2000 zum Chefdirigenten aufLebenszeit. Barenboim gilt als enger Begleiter der deutschenWiedervereinigung. Heute lebt er in Berlin.
Barenboims «künstlerische Lebensleistung» liege vor allem inseiner «universalen Repertoirebeherrschung», sagte der MusikkritikerJoachim Kaiser in seiner Laudatio beim Festakt in der Allerheiligen-Hofkirche der Münchner Residenz. Der Preisträger bringe in seinemOrchester Musiker zusammen, «die eigentlich Todfeinde sein müsstenund deren Väter sich blutig bekriegten».
Barenboim sagte in seiner Dankesrede, dass die Konflikte zwischenIsraelis und Palästinensern nicht mit «politischen Kompromissen odermilitärischen Angriffen» zu lösen seien. Stattdessen müssten dieMenschen anfangen, anders zu denken. Die Erkenntnis junger Musikeraus Israel und Palästina, dass sie nebeneinander leben undmiteinander sprechen und musizieren können, sei auch sein Ziel beider Arbeit mit dem Divan Orchestra.
Mit dem Preisgeld will Barenboim eine Akademie fürNachwuchsmusiker schaffen, «ein zweites Orchester für Musiker, dienoch nicht in der Lage sind im Divan zu spielen». Mit dem nichtdotierten Ehrenpreis der Stiftung Kulturförderung wurde GerhardKneitz, Präsident der Deutschen Naturschutzakademie, für seineVerdienste in Natur- und Umweltschutz ausgezeichnet.
Der Deutsche Kulturpreis wurde seit 13 Jahren zum ersten Malwieder vergeben. Seit 1996 musste die Stiftung Kulturförderung ihreTätigkeit aus finanziellen Gründen unterbrechen. Künftig ist eineVerleihung im Zweijahresturnus geplant.