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Millencolin: Alte Bekannte unterwegs

19.04.2008, 06:00

Hamburg/dpa. - Millencolin sind ein guter Freund: Man kennt sich schon lange, vertraut sich, muss sich nichts mehr beweisen, weil man sowieso schon so viel zusammen erlebt hat und weiß, wie der andere tickt.

Kleine Schwächen akzeptiert man, denn Kleinigkeiten können eine mit den Jahren gewachsene Sympathie nicht erschüttern. Und hat man mal eine Weile nicht miteinander zu tun gehabt, macht man beim Wiedersehen nahtlos da weiter, wo man zuvor aufgehört hat. Genauso ist das mit guten Freunden, und genauso ist das auch zwischen dem Hörer und Millencolin mit ihrem neuen Album «Machine 15», das die Schweden jetzt live vorstellen wollen.

Die Argumente für und gegen das siebte Studioalbum der etablierten Punkrock-Institution sind im Wesentlichen gleich geblieben: Sänger und Bassist Nikola Sarcevic hat es nicht verlernt, aus den ewig gleichen drei Akkorden handliche und Melodie-durchtränkte Punksongs voller Background-«Ohhhs» und -«Ahhhs» zu schreiben, die einem schnell ins Ohr gehen. Dabei machen Millencolin unbeirrt das, was sie seit bald eineinhalb Dekaden machen: kurzweilig und ohne allzu großen Tiefgang zu unterhalten.

Vom alten Skatepunk hat man sich schon vor gut zehn Jahren verabschiedet, auf den letzten Alben «Home From Home» und «Kingwood» hielten sogar dezente elektronische Einflüsse Einzug, die der Band allerdings nie richtig gut stehen wollten. Umso konsequenter kehren sie auf «Machine 15» zur alten Hit-Formel zurück und eröffnen ihren Reigen an bunten Punkknallern überzeugend mit dem hochmelodischen Titeltrack.

Auch «Done Is Done» wächst sich mit seiner Mischung aus Streichern, treibenden Gitarrenriffs und dem dramatischen Gesang Sarcevics zu einer Punk-Hymne in Moll aus. Andere Stücke wie «Turnkey Paradise» bleiben jedoch hinter früherem Output der Band und der Erwartungshaltung ein wenig zurück. Das Album gleicht dabei einem Wechselbad: «Detox» ist beinahe enttäuschend banal, schon die folgende Halbballade «Vicious Circle» jedoch wieder deutlich besser, «Broken World» fällt anschließend wieder merklich ab.

Es ist dann «Route One», das einen so unverschämt emotional mitnimmt, während die Band sich kämpferisch gebärdet. Vielleicht, weil es einer der besonderen Momente ist, in denen die Band so frisch und vor Ideen strotzend klingt wie um die Jahrtausendwende. Ansonsten bleibt vieles im guten Durchschnitt hängen. Als Fan kann man damit sehr gut leben.

www.myspace.com/millencolin

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