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Trauriges glitzerndes Kind Michael Jackson: Trauriges glitzerndes Kind - Der "King of Pop" wäre heute 60 Jahre alt geworden

Von Andreas Montag 29.08.2018, 05:00
Der Pop-König als schimmernder Ritter: Michael Jackson am 15. Juni 1997 im Parkstadion Gelsenkirchen.
Der Pop-König als schimmernder Ritter: Michael Jackson am 15. Juni 1997 im Parkstadion Gelsenkirchen. dpa

Halle (Saale) - Es fällt schwer, sich Michael Joseph Jackson als einen glücklichen Menschen vorzustellen. Schaltet man die Musik ab, die im Hinterkopf schon bei der Nennung seines Namens automatisch zu laufen beginnt und erinnert sich allein der Bilder seiner Auftritte, wird man eigentlich nur zu einem Schluss kommen können: bizarr. Und schaltet man dann die Musik wieder ein, „Thriller“ zum Beispiel, den Überhit, folgt geradezu zwingend der zweite Schluss - auch bei einem, der kein ausgemachter Jacko-Fan ist: genial.

Und irgendwo in den tiefen Kellern unter der Show-Bühne, auf der Michael Jacksons Leben wie ein perfektes Musical abgespult wurde, noch hinter den Schränken voller Glitzerkostüme, fern der kreischenden Teenager-Fans, muss der kleine Michael ein Zimmer gehabt haben. So kann man sich das vorstellen, auch wenn es natürlich nur ein Märchen, ein Fantasiebild ist. Es zeigt einen kleinen, traurigen Jungen, der früh erwachsen werden musste und so gern ein Kind geblieben wäre. Und seine Tränen wurden auf der Stelle in schimmernde Diamanten verwandelt.

Michael Jackson: Kunstfigur oder Alien?

Vor 60 Jahren ist der „King of Pop“ geboren worden. Wie sähe er wohl heute aus? Hätte er sich noch weitere Male operieren lassen, um schließlich zur kompletten Kunstfigur zu werden - oder zum Alien? Und wie würde er seinen Geburtstag feiern, wenn man ihn denn frei entscheiden ließe? Wahrscheinlich gäbe es das gewaltigste Popkonzert aller Zeiten, live vom Nordpol in allen Fernsehkanälen der Welt übertragen.

Aber Jacko ist tot. Er starb vor neun Jahren an einem tödlichen Medikamenten-Cocktail. So wie sieben Jahre nach ihm sein ewiger Antipode und Jahrgangsgefährte Prince. War dieser vielleicht mit der noch größeren musikalischen Begabung gesegnet, gewann Michael Jackson dafür klar in der Kategorie Show.

Das war früh eingeübt. Jackos ehrgeiziger Vater Joseph, der vor zwei Monaten im Alter von 89 Jahren gestorben ist, hatte 1966 aus seiner Kinderschar die Jackson Five rekrutiert. Von den fünf singenden Söhnen des Alten kam Michael dabei der führende Part zu.

Später war von dem Drill zu hören, mit dem der Vater die Jungen zum Welterfolg führte. Aber um welchen Preis! Alle Beschädigungen, physische wie seelische Narben bis hin zu der rätselhaften Krankheit Vitiligo, die die Haut des schwarzen Amerikaners fleckig erbleichen ließ, dürften auch in dieser Schule ihre Wurzeln haben, die ihm alles an Ruhm gebracht - und das Teuerste gekostet hat: die Kindheit.

1971, mit 13 Jahren, begann Michael Jackson parallel zur Arbeit mit den Jackson Five, denen er bis 1984 angehörte, seine Solokarriere. Der Start gelang, es gab raschen Erfolg mit klassischen R&B-Songs. Zum Star des schimmernden, perfekt gestylten, durchchoreografierten Pop wurde er erst später, nachdem er 1979 mit dem Erfolgsproduzenten Quincy Jones gearbeitet hatte. Und Jackos hohe Stimmlage lieferte das Markenzeichen dafür. 1982 folgte das gleichfalls von Quincy Jones produzierte Album „Thriller“ - bis zuletzt das weltweit meistverkaufte US-amerikanische Album aller Zeiten.

Drei Kinder von „Jacko“

Jetzt hat ihm die ehrenwerte Rockband The Eagles mit „Their Greatest Hits (1971-1975)“ die Show gestohlen, wenn vielleicht auch nur für kurze Zeit. Die weltweite Erregungswelle zu Jacksons 60. Geburtstag dürfte die Verkäufe und Downloads noch einmal kräftig ankurbeln.

Auch der tote Michael ist ein Goldesel. Schätzungen zufolge haben allein 2017 Plattenverkäufe, Musikrechte-Einnahmen und Tantiemen aus Shows über Jackson etwa 75 Millionen Dollar eingebracht. Derzeit macht der Rapper Drake seinen Dollar mit dem Pophelden: Drake verwendet auf seinem aktuellen Album „Scorpion“ das bisher unveröffentlichte Stück „Don’t Matter to Me“ von Jacko und singt posthum quasi im Duett mit ihm.

Michael Jackson war zwei Mal verheiratet und hat drei Kinder hinterlassen. Die erste Ehe schloss er 1994 mit Lisa Marie Presley, der Tochter von Elvis Presley - Jacksons ebenso tragisch geendetem Superstar-Kollegen. Aus der Ehe mit Deborah Jeanne Rowe gingen Michael Joseph Jackson Jr., genannt Prince, und Paris Michael Katherine Jackson hervor. Um die Mutter seines dritten, 2002 geborenen Kindes Michael Jackson II, „Blanket“ genannt, wurde ein Geheimnis gemacht. So setzt der Jackson-Mythos sich fort. Auch im Bitteren, wie sich ahnen lässt. (mz)