Michael Chapman: Comeback eines Saitenzauberers

Berlin - Sein Name war bisher nur Eingeweihten ein Begriff, dabei ist dieser Musiker schon ein halbes Jahrhundert im Geschäft. Michael Chapman, ein seit kurzem 76-jähriger Saitenzauberer, trat wegen langer Kreativpausen und vieler Low-Level-Veröffentlichungen nie ganz aus dem Schatten berühmterer Songwriter heraus.
Mit seinem neuen Album dürfte - und sollte - sich das ändern. „50” (vermutlich benannt nach der großen Anzahl der Berufsjahre Chapmans) heißt eine Sammlung von zehn wunderbar warmen, rau-rustikalen Songs, die durch ein tolles Aufgebot prominenter Bewunderer veredelt wird: Der US-Amerikaner Steve Gunn, seine Freunde Nathan Bowles und James Elkington sowie Bridget St. John mit schönen Background-Vocals untermalen den schartigen Bariton des Mannes aus Leeds.
Ähnliches war vor einigen Jahren schon dem Briten Bill Fay passiert, den unter anderem Jeff Tweedy (Wilco) und Adam Granduciel (The War On Drugs) über den grünen Klee lobten. Mittlerweile hat Fay mit über 70 zwei großartige melancholische Alterswerke („Life Is People” von 2012 und „Who Is The Sender?” von 2015) in seiner Diskografie stehen.
Voriges Jahr erhielt der fast vergessene Seventies-Songwriter Emitt Rhodes seine Chance auf Neuentdeckung, als ihm Könner wie Nels Cline und Pat Sansone (beide ebenfalls von Wilco), Aimee Mann und Jon Brion für das überraschende Comeback „Rainbow Ends” unter die Arme griffen.
Michael Chapman ist nun der knorrigste dieser drei Veteranen, seine lässige Stimme klingt auf „50” (Paradise Of Bachelors/Cargo) vom fortgeschrittenen Alter zwar angegriffen, aber sehr charakterstark.
Zwischen Folk, Rock, Jazz und Country pendelnde Lieder wie das glühende Gitarren-Epos „The Prospector” oder das an Nick Drake erinnernde „Falling From Grace” zeigen, dass der Brite ein begnadeter Songschreiber und Instrumentalist ist - und noch ein bisschen besser „with a little help from his friends”. (dpa)