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"Menschen bei Maischberger" mit Hape Kerkeling "Menschen bei Maischberger" mit Hape Kerkeling: Ich bin dann mal auf Sendung

Von Alexander Schierholz 08.10.2014, 05:46
Es war eine ungewöhnliche Ausgabe von Sandra Maischbergers Talkshow: Eine als Talkshow verpackte Buch-Promotion?
Es war eine ungewöhnliche Ausgabe von Sandra Maischbergers Talkshow: Eine als Talkshow verpackte Buch-Promotion? dpa Lizenz

Es war eine ungewöhnliche Ausgabe von Sandra Maischbergers Talkshow am Dienstagabend in der ARD. Von ihr ist man gewohnt, dass sie ernsthafte Themen verhandelt, und das mit mehreren Gästen. Am Dienstag aber saß ihr nur einer gegenüber: der Komiker Hape Kerkeling. Der Grund heißt „Der Junge muss an die frische Luft“, ist 320 Seiten stark und soeben erschienen. Kerkeling, der erst vor ein paar Jahren mit „Ich bin dann mal weg“ über seine Erlebnisse auf dem Jakobsweg alle Sachbuch-Verkaufsrekorde gebrochen hat, hat nun also seine Autobiographie vorgelegt, kurz vor seinem 50. Geburtstag am 9. Dezember. Wer Kerkeling mag, konnte sich auf eine unterhaltsame Sendung freuen. Alle anderen werden gar nicht erst eingeschaltet haben. 

Aber was war das nun bei Sandra Maischberger? Eine als Talkshow verpackte Buch-Promotion, in der die Moderatorin über weite Strecken als bloße Stichwortgeberin fungierte? So etwa, wenn es um die offenbar wundervollen Großmütter Kerkelings ging? Eine Hape-Kerkeling-Show mit seinen größten Hits? Am Ende eine Mischung aus beidem. Denn natürlich durften Einspieler von einigen der legendären Sketche Kerkelings nicht fehlen – von „Der Wolf, das Lamm - hurz!“ (1991) über Königin Beatrix und ihr „lecker Mittagessen“ (1999) bis zu Horst Schlämmer, in diesem Fall 2006 mit Claudia Schiffer bei „Wetten dass...“ Dass er zuweilen tiefstapelte („Ich glaube, mein Talent ist ganz okay.“) und kokettierte („Ich habe nichts gelernt, ich bin Fernsehschaffender.“) - geschenkt, das gehört wohl zum Geschäft. So weit, so amüsant, so wenig talkshowtauglich. 

Keine billige Effekthascherei

Dass es dabei nicht blieb, ist einem Umstand geschuldet, über den in den Tagen vor der Veröffentlichung des Buches bereits rauf und runter geschrieben und gesendet worden war: Als achtjähriger Junge musste Kerkeling den Selbstmord seiner depressiven Mutter erleben. Sie nahm eine Überdosis Schlaftabletten, er fand den Abschiedsbrief. In seiner Autobiographie hat er das erstmals öffentlich gemacht. Wie er und seine Familie das verarbeitet haben, was das mit ihnen gemacht hat – Maischberger sparte das Thema nicht aus, konnte sie auch gar nicht, nutzte es zum Glück aber auch nicht für billige Effekthascherei. So erlebten die Zuschauer, wie der Komiker in Hape Kerkeling zurück- und ein Mann hervortrat, der ruhig über dieses tragische Ereignis reflektierte. Da fehlten ihm die Worte, sagte Kerkeling auf die Frage, wie der Freitod seiner Mutter ihn zurück gelassen habe, um dann doch nach Worten zu suchen. Das war stark, das war glaubwürdig, das nötigte Respekt ab. Ähnlich reflektiert sprach er später in der Sendung über sein Outing als Homosexueller 1991 durch Rosa von Praunheim – zu einer Zeit, in der das in Deutschland alles andere als selbstverständlich war. 

Damit hätte es gut sein können, am Ende aber wurde es leider dann doch noch peinlich: Als die Schauspielerin und Sängerin Isabel Varell, Kerkelings langjährige enge Freundin, ihm huldigte, indem sie ihm bescheinigte, so etwas wie göttliche Züge zu haben. Hape Kerkeling ist zweifellos ein Gewinn für das deutsche Fernsehen. Aber das hätte es nicht gebraucht. 

Mit 50 will er übrigens aufhören mit den großen Shows, wie er sagte. Schade.