Medien Medien: John Jahr ist im Alter von 72 Jahren gestorben
Hamburg/dpa. - Der Hamburger Verleger John Jahr ist tot. Er starbam Montagabend im Alter von 72 Jahren in Hamburg nach einerHüftoperation an Herz- und Kreislaufversagen, teilte das VerlagshausGruner + Jahr am Dienstag mit. John Jahr war der älteste Sohn desMitbegründers des Druck- und Verlagshauses, John Jahr sen., und überdie Jahr-Holding zusammen mit seinen Geschwistern Alexander, Michaelund Angelika zu 25,1 Prozent an Gruner + Jahr (G+J) beteiligt. SeinBruder Alexander Jahr ist am 22. Juni dieses Jahres im Alter von 66Jahren gestorben.
John Jahr wurde am 27. Dezember 1933 in Hamburg geboren. Nach demKrieg absolvierte er eine Lehre als Setzer und Drucker in Hamburgsowie eine umfassende Verlagsausbildung. 1955 trat John Jahr in dieLeitung des väterlichen Verlages ein, des Constanze Verlags. Hier warer bis 1964 Verlagsleiter. Im Zuge der Gründung des VerlagshausesGruner + Jahr durch die Verleger John Jahr, Gerd Bucerius und denDrucker Richard Gruner wurde er 1965 einer der neuen G+J-Geschäftsführer, die erfolgreich die Fusion der drei Unternehmen zueinem Großverlag vollzogen. Von 1971 bis 2000 gehörte er dem G+J-Vorstand an und war damit sein dienstältestes Mitglied.
«Die Nachricht vom Tode unseres Bruders John erfüllt unsereFamilie mit tiefer Trauer und großem Schmerz», sagte Angelika Jahr-Stilcken. «Die Lücke, die er in unserem Kreise hinterlässt, ist großund wird von uns allen nur schwer zu schließen sein. Er war nicht nurder "große Bruder" innerhalb der Jahr-Familie; er war ihr allseitsanerkannter Patriarch.» G+J-Chef Bernd Kundrun erklärte, Jahr gehörtezu den großen Verlegerpersönlichkeiten. «Er verkörpert wie vielleichtkein anderer Identität und Haltung unseres Hauses. Er war für unsalle mehr als ein Vorstandskollege, er war ein Freund.»
Bertelsmann-Firmenpatriarch Reinhard Mohn und seine Frau Lizbezeichneten John Jahr als herausragenden Partner. Dievertrauensvolle Zusammenarbeit reiche weit über eine geschäftlicheVerbindung hinaus, erklärten sie am Dienstag in Gütersloh. «Gemeinsamhaben wir viel erreicht und bewegt.» Bertelsmann-Vorstandschef GunterThielen sagte, Vorstand und Aufsichtsrat hätten die Todesnachrichtmit «tiefer Betroffenheit» aufgenommen. «Unser Haus ist der FamilieJahr seit mehr als drei Jahrzehnten aufs Engste verbunden. Ineinzigartiger Weise hat John Jahr in seiner Person die Initiative desUnternehmers mit dem Herzen des Verlegers vereint.»
Auch die deutschen Zeitschriftenverleger, in deren Verband Jahrüber Jahrzehnte Funktionen ausübte, äußerten ihre Betroffenheit. «MitJohn Jahr starb einer der letzten großen Verleger der Nachkriegszeit,der die deutsche Presselandschaft maßgeblich mit entwickelt undgeprägt hat», sagte Hubert Burda, Präsident des Verbandes DeutscherZeitschriftenverleger (VDZ). «Zeitschriften waren sein Leben. Aufeinzigartige Weise vereinte er verlegerisches Gespür undunternehmerischen Weitblick.»
Auch nach seinem Ausscheiden aus dem G+J-Vorstand blieb Jahr aktivund kümmerte sich intensiver um die Spielbanken der familieneigenenHolding in Hamburg und Wiesbaden. John Jahr war verheiratet undhinterlässt seine Frau Heike und drei Kinder.