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Max-Ophüls-Wettbewerb Max-Ophüls-Wettbewerb: Erfolgreiches Festival in Nöten

Von Peter Claus 27.01.2002, 19:26
Michael Finger (l) und Marie-Luise Schramm (r) erhalten am Sonntag in der Saarbrücker "Garage" den Max-Ophüls-Preis für die besten Nachwuchsschauspieler von Nicolai Kinski, dem Sohn von Schauspieler Klaus Kinski. Das jährlich stattfindene Max-Ophüls-Festival endete am Sonntag mit der Preisverleihung.
Michael Finger (l) und Marie-Luise Schramm (r) erhalten am Sonntag in der Saarbrücker "Garage" den Max-Ophüls-Preis für die besten Nachwuchsschauspieler von Nicolai Kinski, dem Sohn von Schauspieler Klaus Kinski. Das jährlich stattfindene Max-Ophüls-Festival endete am Sonntag mit der Preisverleihung. dpa

Saarbrücken/MZ. - Nahezu jede Vorstellungdes 23. Festivals um den Max Ophüls Preiswar ausverkauft. Das Festival des deutschsprachigenNachwuchsfilms, 1980 bescheiden als eine ArtFamilien-Film-Fete begonnen, hat über dieJahre kontinuierlich an Attraktivität undAnerkennung gewonnen.

Anders als anderswo verschwinden die Preisträgerdanach nicht im Vergessen. Alle ausgezeichnetenBeiträge des Vorjahres etwa haben einen Verleihgefunden. Diesmal gewann die ÖsterreicherinBarbara Graeftner den Hauptpreis für ihrenFilm "Mein Russland" (die MZ berichtete).Der Ophüls-Jahrgang 2002 bot ein spannungsgeladenesProgramm. Im 18 Beiträge aus Österreich, derSchweiz und Deutschland umfassenden Spielfilmwettbewerb,dem Zentrum des Festivals, gab es viel Bemerkenswertes.Hinter Titeln wie "Fickende Fische" (Deutschland/Regie: Almut Getto), "Mein Bruder der Vampir"(Deutschland/ Regie: Sven Taddiken), "LovelyRita" (Österreich/ Regie: Jessica Hausner)oder "Utopia Blues" (Schweiz/ Regie: StefanHaupt) verbergen sich sensible Geschichtenum die Schwierigkeit des Erwachsenwerdens.

Neben dem damit für ein Nachwuchsfestivaltypischen, in Saarbrücken alljährlich auszumachendenSchwerpunkt Jugend, überraschte erfreulicherweisenoch anderes. So liefen mehrere Filme zurProblematik von Immigranten-Schicksalen inMitteleuropa, vor allem Türken und türkischstämmigen Menschen. Im Wettbewerb überzeugtebesonders "Escape to Paradise" (Schweiz/ Regie:Nino Jacusso), die Geschichte einer kurdischenFamilie im Alpenland, in der Reihe SaarbrückerPremieren "Anam" (Deutschland/ Regie: BuketAlakus), eine hinreißende Tragikomödie umdie Emanzipation einer nicht mehr ganz jungenFrau.

Nachhaltigen Eindruck hinterließ auch dieformal mutige, inhaltlich ungewöhnliche Groteske"Happiness is a Warm Gun" (Schweiz/ Regie:Thomas Imbach), eine pointierte und provozierendeAuseinandersetzung mit dem Politiker-PaarPetra Kelly/ Gert Bastian. Vielleicht dervordergründig politischste Film, sicherlicheiner der poetischsten des Festivals. Entdeckungenalso am laufenden Band, damit eine kontinuierlicheFortsetzung dessen, was das Saarbrücker Festivalseit Jahren ausmacht.

Dennoch muss die Leiterin, Christel Drawer,gehen. Von den politisch Verantwortlichenist als Begründung dafür nicht mehr zu hörenals "dass zehn erfolgreiche Jahre genug sind".Da keimt ein böser Verdacht: Die Frau sollgehen, weil sie den Herren der Macht nichtgenug Gelegenheit zu schillernder Selbstdarstellunggegeben hat. Regielegende Max Ophüls ("LolaMontez"), der Namensgeber des Preises, dürftesich im Grab umdrehen. Zumal die Lokalpolitikerbisher weder inhaltlich noch materiell gesicherteKonzepte zur Zukunft des Festivals vorweisenkönnen. Drawer und Team stehen für den besonderenReiz Saarbrückens: das enge Miteinander vonPublikum und Machern, die reale Chance zumEntdecken von noch Unbekannten ohne Umwege,den leisen Charme dieses Festivals. NebulöseMachtspielchen gefährden all das. Gut möglich,dass sich der deutschsprachige Nachwuchsfilmeinen anderen Ort für sein Festival sucht.