Matthias Brandt und Karl Marcovics brillieren: Matthias Brandt und Karl Marcovics brillieren: Psychologische Meisterleistung im Polizeiruf 110

Köln - Die übliche Jagd nach dem Mörder kann sich Kommissar Hanns von Meuffels (Matthias Brandt) in diesem Polizeiruf sparen. Denn ein Mann namens Jens Baumann bettelt bei ihm geradezu darum, für den Mord an einer 16-Jährigen eingesperrt zu werden. Ein Verrückter? Schließlich ist das Mädchen schon seit zehn Jahren tot und es gibt längst einen Schuldigen, der in Haft sitzt. Beziehungsweise saß: Der junge Mann hat sich gerade in der JVA erhängt.

Eigentlich schien der Fall klar: Es gab damals sogar ein Geständnis. Doch dieser Jens Baumann weiß so viele Details über den Mord, dass der Kommissar schließlich zu zweifeln beginnt. Was, wenn er tatsächlich den Falschen eingesperrt hat?

Hinter TV-Krimis mit religiösen Zitaten im Titel verbirgt sich meist der ganz große moralische Rundumschlag. Das ist auch in „Und vergib uns unsere Schuld“ nicht anders. Regisseur Marco Kreuzpaintner trägt dabei dick auf, unter anderem mit bedeutungsschwangeren Wolkenbrüchen – es regnet ziemlich viel in diesem Polizeiruf.

Dafür ist das Drehbuch außergewöhnlich (Alexander Buresch, Matthias Pacht) und die Schauspieler sind fantastisch: wie immer Matthias Brandt, dieses Mal als von Selbstzweifeln gepeinigter Kommissar. Herausragend aber vor allem Karl Markovics, der mit Jens Baumann die schillerndste Rolle in diesem Fall spielt. Seiner Figur gelingt eine psychologische Meisterleistung: Neben ihm – dem reumütigen Büßer – scheint selbst der Kommissar als übler Sünder dazustehen, dessen schlampige Polizeiarbeit Unschuldige ins Unglück stürzte. Wer vertuscht hier also die Wahrheit – und wer vergibt uns unsere Schuld? (mm)