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Martin Wetzel Martin Wetzel: Die Würde der menschlichen Körper

Von WOLFGANG HÜTT 17.09.2008, 18:04

Halle/MZ. - Dem Erschrecken vor dem Bedrohlichen - Wetzel durchlitt Krieg und Nachkrieg, war beunruhigt und erregt in den Jahrzehnten des Kalten Krieges - begegnete er mit seinem Werk durch ein Besinnen auf das Überlieferte, auf das Darstellen von Würde und Schönheit des Menschen.

Martin Wetzel wurde 1929 in Schönebeck geboren, erlernte den Beruf des Ofensetzers, arbeitete bis 1952 als Modelleur, studierte anschließend und bis 1959 als Plastiker an der Kunstschule in der halleschen Burg Giebichenstein bei Gustav Weidanz. Seit dem Abschluss seiner Studienzeit lehrte er an der gleichen Kunstschule, wurde 1974 Leiter des Fachbereichs Keramik, 1975 zum Professor berufen. Seit 1965 etwa gewann für den halleschen Bildhauer die schwellende Körperlichkeit der Kunst Maillols an Bedeutung.

Monumentalität erlangen Wetzels Plastiken nicht durch Überlebensgröße, sondern allein aus der Vollendung des Statuarischen. Es vermag davon der Anblick der Bronze "Liebespaar" zu überzeugen, das in Halle-Neustadt am Rande eines Parkweges steht.

Das Relief beschäftigte Wetzel erstmals 1963. Fünf Jahre später entstand der Alchimistenbrunnen für Halle-Neustadt. In ihm verband sich der anscheinend den Schnitzereien an mittelalterlichen Chorgestühlen entnommene Reliefstil mit hintergründiger Ironie. Dagegen steht hinter den sinnbildlichen Figuren des steingerahmten Bronzereliefs eines Brunnens in Merseburg die Rückbesinnung auf Antikisches. Den Brunnenschaft krönt hier ein weiblicher Akt mit Tuchdraperie.

Die Körperlichkeit teilte sich im besonderen Maße den Terrakotten mit, die entstanden, seit Martin Wetzel 1973 die Leitung des Fachbereichs Keramik an der halleschen Hochschule für industrielle Formgestaltung übernahm. Kleinplastiken aus den zwei letzten Jahrzehnten lassen einen sich zunehmend auf das Gesamtwerk des Plastikers sich ausweitenden Stilwandel erkennen, so, als deuteten sie stärker die Verletzbarkeit des Menschlichen an, die in der Gegenwart kaum geringer wurde als in früheren Zeiten. Mit Martin Wetzel hat Halle einen bedeutenden, das künstlerische Angesicht der Stadt mitprägenden Plastiker verloren.