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Martha Wainwright mit Hit-Appeal

18.06.2008, 05:54

Hamburg/dpa. - Knapp drei Jahre nach ihrem eindrucksvollen, selbstbetitelten Debütalbum veröffentlicht die Sängerin und Songwriterin Martha Wainwright eine neue Platte.

Die trägt den wundervollen Titel «I Know You're Married, But I Have Feelings Too» und präsentiert die Künstlerin als eigenständige, überzeugende und wandlungsfähige Musikerin, die sich keinen Wainwright-Konventionen verpflichtet fühlt, sondern ihren eigenen Weg geht.

Wenn man aus einer derart erfolgreichen Musiker-Dynastie stammt wie Martha Wainwright, kann man sich zwar sicher sein, zumindest ein überdurchschnittliches Talent in die Wiege gelegt bekommen zu haben, aber auch große Erwartungen erfüllen zu müssen. Mit ihrem ersten Album, das 2005 erschienen ist, bewies die Tochter des Musiker-Ex-Ehepaars Loudon Wainwright III und Kate McGarrigle, dass es ihr an Talent keinesfalls mangelt. Das selbstbetitelte Album steckte voller toller Folk-Stücke, mit denen sich Martha Wainwright als sensible Songwriterin und ziemlich raubeinige Texterin präsentierte. Die Kritiker waren begeistert und widmeten der Newcomerin gerechterweise ebensoviel Aufmerksamkeit wie ihrem Bruder Rufus Wainwright, dessen Stil sich mit großer Dramatik und Hang zu theatralischer Opulenz deutlich von dem seiner Schwester unterscheidet.

Spätestens mit diesem zweiten Album, sollten die häufig gezogenen Vergleiche mit Rufus Wainwright Vergangenheit sein. Was auf dem Debüt schon abzusehen war, manifestiert sich auf «I Know You're Married But I Have Feelings Too» ganz eindeutig: Martha Wainwright hat ihren eigenen Kopf. War auf dem Debütalbum noch ein spürbarer Einfluss des Folk-Stils von Martha Wainwrights Mutter Kate McGarrigle und Vater Loudon spürbar, erweitert Martha Wainwright auf ihrer neuen Platte den klassischen Folk-Sound deutlich in Richtung Pop und Rock. Mit der instrumentalen Spärlichkeit ist Schluss, denn die würde dem melodramatischen Titel, den sich die frisch verheiratete Künstlerin für ihre neue Platte auserkoren hat, auch gar nicht gerecht werden.

Martha Wainwright eröffnet ihr Album mit dem Track, dem auch der hervorragende Titel entstammt. «Bleeding All Over You» ist das, was man nach dem reduzierten Debüt nicht unbedingt erwartet hätte, nämlich ein Stück mit Radio-Hitappeal. Martha Wainwrights stets latent erboster und fordernder Gesang geht eine Liaison mit kräftigen Hooks ein, die sie in Richtung Alternative-Poprock führen. Das funktioniert gut, mag aber Fans des spartanisch-folkigen Elements ihrer Musik zunächst ein wenig verwundern. Statt satt produzierten Hit auf Hit abzuliefern, besinnt sich die Künstlerin im Laufe des Albums aber immer wieder auf ihre eigene junge musikalische Vergangenheit und gewährt auch weniger aufgeladenen Stücken Platz auf der neuen Platte.

Insgesamt präsentiert Martha Wainwright eine facettenreiche Songsammlung, die ihre Fähigkeit, konsensfähigen Poprock zu interpretieren, ebenso beweist, wie sie ihre kantige Persönlichkeit als Texterin und Vokalistin betont. Obwohl sich mit Pete Townshend von The Who, Donald Fagan von Steely Dan und den Mitgliedern der Wainwright-Familie jede Menge hochkarätiger Prominenz auf der Gästeliste des neuen Albums tummelt, und Martha Wainwrights Ehemann Brad Albetta die Songs in einen polierten Sound verpackt hat, behält die Protagonistin stets die Oberhand. Martha Wainwrights leicht aufsässige Interpretation von Folk-inspiriertem Pop und Rock klingt selbstbewusst und markant, gefällig genug, um den Mainstream zu erreichen und schräg genug, um ihrem renommierten Familiennamen alle Ehre zu machen.

www.marthawainwright.com

www.myspace.com/marthawainwright

www.cooperativemusic.de