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Mark Medlock und die «Babys»

21.06.2007, 12:26

Hamburg/dpa. - Vor sieben Wochen ist die Nation fündig geworden. «Deutschland sucht den Superstar» (DSDS) hatte der Privatsender RTL in den Monaten zuvor ausgerufen. Nicht weniger als 30 000 Anwärter beiderlei Geschlechts waren danach angetreten, um sich für den verheißungsvollen Bühnen-Job zu bewerben.

Geworden ist es dann ein gewisser Mark Medlock. Er ging am 5. Mai als großer Gewinner der vierten Staffel aus der quotenstarken Casting-Show. Die Anspannung stand Medlock ins Gesicht geschrieben. Dann endlich die Wertung: Der Sieger ging in die Knie und riss die Arme hoch. Das ist die Pose eines wahren Siegers.

Tatsächlich hat sich der Hesse nach dem Finale sofort auf den Weg gemacht, in den europäischen Pophimmel aufzusteigen. Seine erste Single, die Ballade «Now Or Never», ist hierzulande sofort nach Veröffentlichung an die Spitze der Charts geschossen. Allein in der ersten Verkaufswoche sollen Angaben der Plattenfirma Sony BMG zufolge 150 000 Exemplare über die Laden-Scanner gerutscht sein.

Nach einem solch fulminanten Start ist davon auszugehen, dass auch das Debüt-Album des neuen «Superstars», «Mr. Lonely», ebenfalls ein Top-Ten-Renner wird. Dazu muss man kein Prophet sein, denn schließlich steckt auch diesmal der DSDS-Juror, Songwriter und Produzent Dieter Bohlen (53) hinter dem ersten auf CD konserviertem Output einer starken Stimme. «Da passt alles. Ein Glücksfall», so der Pop-Titan über das Nachwuchstalent.

Ob man den einstigen Modern-Talking-Mann nun mag oder nicht, der Erfolg gibt dem zigfachen Plattenmillionär doch immer wieder recht. So hat Bohlen in der Vergangenheit unter anderem dem DSDS-Finalisten Alexander Klaws (23), Daniel Küblböck (21) und Elli Erl (28) kurzfristig veritable Hit-Notierungen beschert.

Langfristig ist es um sie wie um die meisten anderen Teilnehmer der RTL-Talentshow allerdings medial viel ruhiger geworden, auch wenn sie weiterhin Musik machen. Superstars sind sie deshalb noch lange nicht, Erfolg haben sie manchmal trotzdem. Der Halbitaliener Nevio Passaro (27) zum Beispiel, der den Contest 2006 mit dem vierten Platz verließ, hat sich gerade eine Goldene Schallplatte verdient, weil er von seinem Debütalbum «Nevio» schon 100 000 Stück absetzen konnte - ganz ohne Bohlens Hilfe.

Mark Medlock wäre nicht gut beraten gewesen, wenn er die im Verlauf der Sendung geschlossene Freundschaft mit Dieter B. und dessen Angebot zur Zusammenarbeit ausgeschlagen hätte. Ohnehin sei er immer «scharf darauf gewesen, den Typen kennen zu lernen», gibt er offen zu und schwärmt nun: «Dieter ist charakterlich einfach obergeil, und ich habe sehr großen Respekt vor ihm und vor dem, was er in seinem Leben geleistet hat.»

So ist wohl auch zu erklären, dass der Newcomer offenbar ohne zu murren wohl an die hundert Mal die Worte «Baby» oder alternativ «Babe» sang, als er mit seinem Produzenten im Aufnahmestudio war. In nur vier Tagen soll Marks Part erledigt gewesen sein. Mit insgesamt 14 Songs lässt «Mr. Lonely» nun von sich hören, mal als Blues, mal im Philly-Sound und dann wieder als Disco-Fox angerichtet.

Ob dieses Bohlen'sche Konzept sich auf Dauer bewährt, wird sich zeigen. Massentauglich ist es allemal. Und irgendwann wird sich «Bobbelsche», wie Fans und Freunde den Mann mit der unglaublich ausdruckstarken Soulstimme nennen, vielleicht freischwimmen. Er klingt wie die deutsche Ausgabe von Lionel Ritchie. Würde Mark Medlock also Motown-Klassiker auf Deutsch interpretieren, könnte er Stefan Gwildis sofort den Rang ablaufen.

Vor allen Dingen bringt er aber alle Voraussetzungen mit, tatsächlich zu werden, was er dem Titel nach schon ist: ein Star, einer der sich niemals unterkriegen lässt und es vom viel zitierten Tellerwäscher (in seinem Fall: Altenpfleger, Gelegenheitsjobber, Hartz-IV-Empfänger) zum Millionär schafft. Man würde es ihm gönnen.

www.markmedlock.de

www.sonybmg.de