1. MZ.de
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Manu Chao auf Deutschlandtour

Manu Chao auf Deutschlandtour

Von Georg Ismar 26.10.2007, 09:28

Hamburg/dpa. - Rotes Stirnband, weißes Hemd, orangene Gitarre vor der Brust: Manu Chao ist wieder da. Nach sechs Jahren hat der musikalische Held vieler Globalisierungskritiker mit «La Radiolina» ein neues Album heraus gebracht.

Beim Auftaktkonzert seiner Deutschlandkonzerte in der Sporthalle Hamburg begeisterte 6500 Fans. «Hamburg, was passiert auf der Straße», fragt der 46-Jährige auf spanisch, und legt dann wie die Feuerwehr mit punkigen Rhythmen los. Helfer mussten reihenweise Fans aus dem Konzertgraben fischen, die sich über die feiernde Menge tragen ließen.

«Alles ist Lüge», rief der französisch-spanische Musikstar in das junge Publikum. Er meinte damit die Politik, die Gestaltung der Globalisierung und «Mr. Bush», den amerikanischen Präsidenten. Auch wenn er sich gegen die Rolle wehrt - Manu Chao gilt bei seinen Fans als Ikone für eine bessere Welt, als sozialer Kämpfer, den seine Erlebnisse in der Dritten Welt tief geprägt haben. Er habe noch keinen Ort gefunden, an dem alles gut sei, hat er einmal gesagt.

Manu Chao singt auf spanisch, englisch und französisch. Manche Songs sind eine Mischung aus mehreren Sprachen und erinnern an ein babylonisches Stimmengewirr. Babylon - das ist eines seiner Lieblingsbilder für den Zustand der Welt. Er kramt aus seinem musikalischen Bauchladen alle möglichen Stile hervor, die er bei seinen Reisen durch die Welt aufgegabelt hat.

Mal sind es Punkrock- und Ska-Elemente wie beim Mano Negra-Klassiker «Mala Vida». Dann besingt er in poppigen Nummern Tequila, Sex und Marihuana oder verwandelt die Sporthalle Hamburg mit dem reggaelastigen «Bongo Bong» in ein jubelndes Fußballstadion. Das Lied gefiel Robbie Willams so gut, dass er es coverte.

Trotz der Partystimmung, die Manu Chao auslöst, die politische Botschaft bringt er auch immer wieder unter das Volk. Mit «Clandestino» erinnert er an die Millionen Menschen, die vor Armut geflohen sind und illegal, ohne Pass in anderen Ländern leben müssen. Im neuen Lied «Tristeza maleza» thematisiert er die unendliche Traurigkeit, die vom Wind aus Washington in die Welt getragen werde. Dabei wirken die Botschaften teilweise plattitüdenhaft.

Im Mittelpunkt seiner Musik stehen die Lage in Lateinamerika. Dort kommen - wie 2006 auf Kuba - bis zu 100 000 Fans zu seinen Konzerten. Mehrfach hat Manu Chao auf dem Weltsozialforum und auf Gegengipfeln zu G-8-Treffen gespielt. Zuletzt hatte sich der in Frankreich, Spanien und Brasilien lebende Musiker etwas rar gemacht. Er suchte neue Herausforderungen und engagierte sich für den Radiosender La Colifata in Buenos Aires. Das Radio wird von den Patienten einer Nervenheilanstalt produziert.