Malerei Malerei: Doppeltes van Gogh(chen) in Boston entdeckt

Amsterdam/dpa. - Der niederländische KünstlerVincent van Gogh (1853-1890) hat die düster wirkende Schlucht auf einanderes seiner Bilder gemalt, auf die «wilde Vegetation».
Experten des Bostoner Museums und des Van Gogh Museums inAmsterdam, das die Neuigkeit am Freitag bekannt gab, waren durchZufall auf den doppelten van Gogh gestoßen. In Boston hatten sieRöntgenaufnahmen von der in typischer Van-Gogh-Manier mit rundenSchwüngen gemalten «Schlucht» gemacht. «Dabei entdeckten sie, dassdie Struktur der Oberfläche nicht immer den Pinselstrichenentsprach», sagte Konservator Leo Jansen vom Van Gogh Museum derDeutschen Presse-Agentur dpa.
Dicke Pinselstriche aus einer unteren Schicht wurden erkennbar.Sie zeigten eine starke Ähnlichkeit mit der Zeichnung «WildeVegetation», die zum Bestand des Van Gogh Museums gehört. Sie istTeil einer Serie von insgesamt zehn Zeichnungen, die van Gogh voneigenen Gemälden angefertigt hat. Da neun von ihnen den Gemäldenzugeordnet werden konnten, vermuteten Fachleute schon länger, dassauch die gezeichnete «wilde Vegetation» eine gemalte Entsprechunghaben musste. In Boston wurden sie jetzt fündig.
Doch das im Juni 1889 entstandene Gemälde bleibt für immerunsichtbar. Die vier Monate später gemalte «Schlucht» soll nichtzerstört werden. «Aber es ist auch gar nicht möglich, ein mit Ölfarbeübermaltes Ölbild freizulegen», erläuterte Jansen. Selbst mitmodernster Technik ließe sich auch keine Reproduktion herstellen.Pigmentproben hätten zwar ergeben, dass van Gogh für die «wildeVegetation» helle Farben benutzt hat. Aber die genauen Farbverläufeließen sich nicht mehr rekonstruieren.
Vermutlich war ein Lieferproblem der Grund dafür, dass van Goghdas Bild übermalte. In seinen jungen Jahren fehlte ihm aber ofteinfach das Geld für neues Material. «Manchmal bemalte er deshalb dieRückseite einer schon benutzten Leinwand», berichtete Jansen. Undmanchmal hat er einfach eigene Bilder übermalt. «Nach dieser jüngstenEntdeckung ist es sicher nicht ausgeschlossen, dass noch weiterefolgen», sagte der Konservator. Zumal es in schriftlichen ÄußerungenHinweise auf Bilder van Goghs gibt, die noch nicht entdeckt wordensind.
Unterdessen wurde in Sydney ein bislang van Gogh zugeschriebenesGemälde als nicht authentisch nachgewiesen. Es handelt sich um dasPorträt eines Mannes, das seit 60 Jahren in der National Gallery ofVictoria hing. Wie das Museum am Freitag mitteilte, war das Bild,nachdem Zweifel an der Echtheit aufgekommen waren, nach Amsterdamgeschickt und von Experten des Van Gogh Museums untersucht worden.Der Zeitungsverleger Keith Murdoch, Vater des Medien-Tycoons RupertMurdoch, hatte das angebliche Van-Gogh-Bild 1939 nach Australiengebracht, das zuvor der Abels-Galerie in Köln gehört haben soll.