Maler, Bildhauer und Leitfigur Maler, Bildhauer und Leitfigur: 150. Geburtstag von Max Klinger

Leipzig/Naumburg/dpa. - Aus heutiger Sicht vonKunstexperten war Max Klinger (1857-1920) selbst auch eine wichtigeLeitfigur: für die Künstler der ihm nachfolgenden Generation. DerGeburtstag von Klinger, der bis zu seinem Tod in einer kleinenWeinberghütte in Großjena bei Naumburg lebte und arbeitete, jährtsich am 18. Februar zum 150. Mal. Das Jubiläum ist in diesem JahrAnlass für bundesweit neun Max Klinger-Ausstellungen.
Die Kunst hatte schon in jungen Jahren eine Bedeutung für Klinger.Als Schüler bekam er Zeichenunterricht, als 17-Jähriger ging er andie Kunstakademie Karlsruhe. Nach dem Malerei-Studium zog derLeipziger nach Berlin, um sich dort den grafischen Künsten zu widmen.Es folgten Stationen in Brüssel, Paris, Florenz und Rom.
Dennoch blieb Klinger, der als einer der einflussreichstenKünstler der Zeit um 1900 gilt, fest verwurzelt in der Heimat: Erberiet das Museum der bildenden Künste in Leipzig, wurde in der Stadt1897 Professor an der Königlichen Akademie der grafischen Künste,gehörte 1903 zu den Mitbegründern des Deutschen Künstlerbundes. Under regte ein deutsches Künstlerhaus in Florenz an, die 1905 eröffneteVilla Romana.
1903 erwarb der Künstler, der auch mit den Komponisten GustavMahler, Richard Strauss und Johannes Brahms befreundet war, einenWeinberg mit dazu gehörigem Weinberghaus in Großjena im jetzigenSachsen-Anhalt. Dort entstanden zahlreiche Radierungen, Zeichnungen,Aquarelle und Ölbilder. Das obere Weinberghaus ließ er 1909 zu einemkomfortablen Wohnhaus ausbauen. Am 4. Juli 1920 starb Klinger dort.Beerdigt wurde er auf seinem Weinberg.
«In den Jahrzehnten nach seinem Tod ist er erst Mal vergessenworden. Man hat ihn nicht mehr erwähnt und erst etwa 1970wiederentdeckt», sagt Richard Hüttel vom Museum der Bildenden Künstein Leipzig. Das Museum verfügt über ein Klinger-Archiv mit rund 80Gemälden und Plastiken, mehr als 800 Handzeichnungen, 35 Gipsmodellenund dem gesamten druckgrafischen Werk des Künstlers, der oft großeGrundfragen der menschlichen Existenz auf die Leinwand brachte. ZumGeburtstag widmet es ihm die Schau «Eine Liebe. Max Klinger und dieFolgen.»
In der Ausstellung, die am 10. März startet, werde seineüberraschend vielfältige Wirkung in der europäischen Kunst um 1900und in den Dekaden danach untersucht, sagte Hüttel. «Klingers'Griffelkunst' bestimmte so unterschiedliche künstlerische Positionenwie die von Käthe Kollwitz und Edvard Munch, Max Ernst und PaulKlee.» 1891 hatte Klinger für Handzeichnungen und Druckgrafiken denheute gängigen Begriff der «Griffelkunst» eingeführt. Die Schau inLeipzig zeigt 300 Werke von 40 Künstlern, unter anderem auch vonKollwitz und Munch.
Erinnerungen an den großen Künstler auch 45 Kilometer entfernt vonLeipzig, in Klingers einstigem Wohnhaus im Saale-Unstrut-Tal: ImSommer vergangenen Jahres ist dort ein neues Museum eröffnet worden.Karg eingerichtet, mit wenigen Exponaten aus dem Nachlass, aber mitviel Liebe zum Detail, informiert das nach historischem Vorbild fürknapp eine halbe Million Euro sanierte Haus über das breite Schaffendes Künstlers.
(www.museumnaumburg.de; www.mdbk.de)