Magische Gefühle: Kelten-Kalendarium am Glauberg
Glauberg/dpa. - Glauberg Dunkle Nebelschwaden ziehen auf dem Glauberg in der Wetterau herauf. Es dämmert, leise ertönt mystische Musik. Auf dem Grabhügel eines frühkeltischen Fürsten stehen 16 haushohe Eichenpfosten, die von weich changierendem Licht bestrahlt werden.
Sie sind Teil eines 2500 Jahre alten Kalenderbauwerks, dessen Rekonstruktion der hessische Wissenschaftsminister Udo Corts (CDU) am Samstag der Öffentlichkeit vorstellte. Dazu fand eine nächtliche Musik- und Lichtschau am Glauberg statt. Bis zu 2000 Besucher wohnten dem Spektakel bei und ließen sich in eine andere Zeit entführen.
«Die Schau hat mir sehr gut gefallen. Ich hatte ein ganz anderes magisches Gefühl, als ich die bunt beleuchteten Pfosten betrachtete», sagte die 30-jährige Tanja Dahms aus Glauburg. Genau das wollten der Jazzmusiker Dirk Raufeisen und der Lichtkünstler Norbert Mohr erreichen. «Wir haben eine Mischung aus etwas Mystischem und etwas traditionell Keltischem geschaffen», sagte Raufeisen vor dem Publikum, das sowohl aus Laien als auch Fachleuten bestand.
Zur Rekonstruktion des europaweit einzigartigen Bauwerks waren vor einer Woche die Eichenpfosten in den Boden gelassen worden. Sie dienten vor 2500 Jahren als Peilmarken zur Bestimmung wichtiger Kalendertage. Prof. Bruno Deiss, Wissenschaftler am Institut für Theoretische Physik und Astrophysik der Frankfurter Goethe-Universität und Ideengeber des Projektes am Glauberg, erklärte die astronomischen Zusammenhänge. «Die Pfostenkonstellation umrahmt die Bergspitze der Hardeck, der höchsten Erhebung am gegenüberliegenden Horizont. Man muss die ganze Landschaft wahrnehmen, um zu erkennen, dass die Anlage nicht nur nach geometrischen, sondern auch nach astronomischen Gesichtspunkten konstruiert wurde», sagte Deiss.
Mit Hilfe der Pfosten konnten bestimmte Punkte am Horizont sehr genau angepeilt werden. «Mindestens drei unterschiedliche Kalendertage wurden offenbar von hier aus bestimmt, so zum Beispiel die Wintersonnwende», sagte Deiss. Etwas Besonderes sei die Anlage am Glauberg auch wegen des komplexen Grabenwerks und einer 350 Meter langen Prozessionsstraße.
«Es war klar, dass es am Glauberg eine keltische Höhensiedlung gab; das Kalendarium ist aber eine einzigartige Neuentdeckung», sagte die Expertin Gisela Rahmen aus Frankfurt. Die Mitarbeiterin des Landesmuseums in Darmstadt kam aus privatem wie aus beruflichem Interesse zu der Fundstätte. «Ich verfolge die Geschichte des Glaubergs schon seit Jahren und musste deshalb einfach herkommen», sagte sie. Die Landesregierung will bis 2009 ein Museum zu der einzigartigen Anlage bauen, um die Region kulturell und touristisch zu stärken. (dpa)