Magdeburg-Krimi Magdeburg-Krimi: "Weißes Rauschen" von Uli Wittstock

Magdeburg - In diesem Roman wird so oft betont, dass die Landeshauptstadt, in der sich die Ereignisse zutragen, nicht an einem Fluss liegt, dass der Leser gar nicht anders kann als zu glauben, dass das Vorbild für diesen Ort sehr wohl an einem Fluss zu finden sein müsse. Da Uli Wittstock als Hörfunk-Journalist in Magdeburg tätig ist, bietet sich die Elbestadt als Vorlage förmlich an.
„Weißes Rauschen“ von Uli Wittstock auf Amazon erhältlich
Umso mehr, da die Handlung zu Teilen in einem Funkhaus spielt, von wo aus man, so ist zu lesen, auf Staatskanzlei und Landtag schauen kann, so dass das MDR-Funkhaus, das diesen Ausblick bietet, als Vorlage gedient haben könnte.
Mit dem Unterschied jedoch, dass der Mord, der den Ausgang für „Weißes Rauschen oder Die sieben Tage von Bardorf“ bildet, in einem privaten, nicht in einem öffentlich-rechtlichen Funkhaus geschieht.
Uli Wittstock hat ein Gespür für komplexe Charaktere
Wolfgang Wilkhahn, ein beliebter Moderator von „Schunkel-Shows“, wurde getötet. Das sorgt in vielen Kreisen für Aufregung, nicht nur bei Kommissar Schneider, mit dem gemeinsam der Leser bei der Ermittlung des Täters lange im Dunkeln tappt. Das ist nur ein Handlungsstrang von mehreren in diesem verzwickten Krimi, der in sieben Kapitel unterteilt und nach den Wochentagen benannt ist.
Ehe aber geklärt werden kann, aus welchen Motiven der von seinen Zuschauern geliebte und von seinen Kollegen gehasste Wilkhahn ermordet und in Tonbänder eingerollt wurde, erleben wir den Innenminister des Landes, auf den mit einer Biene ein biologischer Anschlag verübt wird, sowie einen Windparkbetreiber, dem seine windigen Machenschaften den Garaus machen.
Der Rapstar Kilian Rode-rick wiederum experimentiert mit dem absoluten Klang, derweil die Zukunft des Fußballvereins, für den Kevin Sparenke wegen eines Wettbetrugs, dessen Drahtzieher in China sitzen, keine Tore schießen darf, besiegelt scheint.
Ergänzt wird das facettenreiche Panorama von Melinda Treu, die für den Sender Grauzone FM am Mikro sitzt, und Sylvia Raschke, die ihre Langeweile im Archivkeller des Funkhauses mit dem Verfassen erotischer Geschichten füllt.
Und da ist da noch diese Bande, die von einem Kerl namens Straßengeneral angeführt wird und auch nicht davor zurückschreckt, Beamte des Staatsschutzes zu entführen.
Als ob das nicht genug wäre, verfällt die Stadt zeitweise in eine kollektive Raserei, die durch einen akustischen Terrorangriff ausgelöst wird. Damit sind freilich noch nicht alle Entwicklungen benannt, die auf 431 eng bedruckten Seiten von Uli Wittstocks Prosa-Debüt die Handlung vorantreiben.
Die Fülle an Figuren und Konstellationen mag zunächst verwirren, aber einmal in den Bann gezogen, kann man sich dieser komplexen und rasant erzählten Geschichte nicht mehr entziehen, an deren Ende eher nebenbei auch Wilkhahns Mörder überführt wird.
Das Krimi-Debüt „Weißes Rauschen“ des Schriftstellers Uli Wittstock ist unter anderem auf Amazon für 19,99 Euro erhältich.
