Luzern-"Tatort" Luzern-"Tatort": Und jetzt noch eine Prise Privates

Luzern - Der neue „Tatort“ aus Luzern („Verfolgt“) hatte die Bezeichnung Krimi vollauf verdient. Was erst nach einer klassischen Beziehungstat aussieht, weitet sich schnell zu einem Komplott um Steuerhinterziehung und das Schweizer Bankgeheimnis aus. Unsere Kritik in Kategorien.
Der Fall
Zunächst sah alles nach einer Beziehungstat aus: Eine junge Frau lag ermordet in einer Luzerner Wohnung. Verdächtig waren dann auch der Ehemann und der Geliebte der Frau. Doch plötzlich nahm der Fall eine überraschende Wendung. Da war die Ehefrau des Geliebten. Sie meldete sich bei der Polizei, weil sie sich verfolgt und bedroht fühlte. Und ihr Mann Thomas Behrens (Alexander Beyer), der völlig aufgelöst durch die Luzerner Straßen hetzte, berichtete, nachdem ihn die Polizei aufgegriffen hatte, ebenfalls von Verfolgern. Sein Leben sei bedroht, weil er brisante Kontodaten von seinem Arbeitgeber, einer namhaften Privatbank, gestohlen habe, um sie an die deutschen Steuerbehörden zu verkaufen. Das klang zunächst wenig glaubhaft. Doch dann lag der Mann am nächsten Morgen tot in seinem Zimmer in der Psychiatrie. Und obwohl alles nach Selbstmord aussah, mussten Reto Flückiger (Stefan Gubser) und Liz Ritschard (Delia Mayer) erkennen, dass er vermutlich die Wahrheit gesagt hatte.
Der Täter
Der Täter blieb in diesem Krimi namenlos. Die Auftragsmörder, von denen einer selbst mit dem Leben bezahlen musste, waren engagiert worden von skrupellosen Geschäftemachern aus Deutschland, die ihre krummen Geldgeschäfte vor Aufdeckung schützen wollten. Staatssekretär Demand (Markus Scheumann) zog im Hintergrund die Strippen. Die Mitarbeiter der Privatbank leisteten tatkräftige Unterstützung. Und auch der Chef von Flückiger und Ritschard behinderte die Arbeit der Ermittler.
Das war schade
Reto Flückiger (Stefan Gubser) und Liz Ritschard (Delia Mayer) sind vermutlich das „Tatort“-Duo, über das die Zuschauer am wenigsten wissen. Ihr Privatleben kam auch in diesem Fall nicht vor. Man erfuhr lediglich, dass Flückiger Angst vor Hunden hat. Nun gibt es viele, die ausufernde private Szenen nervig finden, aber ein paar Infos mehr über die beiden würden helfen, sie dem Publikum näher zu bringen. So bleiben die beiden Figuren weiterhin relativ blass, wenn auch Gubser die bisher überzeugendste Leistung seiner „Tatort“-Karriere abliefert.
Das war gut
Hervorzuheben ist das Ende des Falls. Wir haben uns schon zu sehr daran gewöhnt, dass in fast allen Krimis die Täter am Ende zur Rechenschaft gezogen werden und vergessen darüber, dass genau das im wahren Leben längst nicht immer der Fall ist. Wer mächtig genug ist, sich die richtigen Freunde und damit Einfluss kaufen zu können, hat gute Chancen, davon zu kommen. Das ist zwar ungerecht und unbefriedigend, aber so ist das Leben. Dass dieser „Tatort“ den Zuschauer mit genau diesem Gefühl zurückließ, war die richtige Entscheidung von Drehbuchautor Martin Maurer.
Fazit
Nach dem Einstieg, der an eine Beziehungstat denken ließ, nahm der Krimi schnell Fahrt auf. Besonders Fabian Römer hat durch seine Musik einen entscheidenden Anteil an dem gelungenen Krimi. Scheinen die bedrohlichen Töne am Anfang nur den gehetzten Thomas Behrens zu verfolgen, begleiten sie später auch Reto Flückiger. Regisseur Tobias Ineichen und Kameramann Michael Saxer gelingen beeindruckende Bilder. Besonders die Aufnahmen von der und in der Villa von Behrens beeindrucken. Der bisher beste Fall der Schweizer Ermittler.