«Luft und Liebe»: Raffiniertes Verwirrstück
Frankfurt/Main/dpa. - Schöne, kluge Frau verliebt sich in Märchenprinz mit Schloss - ein Thema wie aus einem Groschenheft. In ihrem ersten Liebesroman «Luft und Liebe» konstruiert Anne Weber ein elegantes Verwirrstück um große Gefühle.
Aus einer eigentlich banalen zwischenmenschlichen Begebenheit wird so ein raffiniert aufgebautes Lesestück in bester französischer Tradition. Die Autorin war damit auch für den Preis der Leipziger Buchmesse 2010 nominiert.
Die 46-jährige Offenbacherin ist eine bikulturelle Grenzgängerin. Als Übersetzerin und Autorin lebt sie seit 27 Jahren vorwiegend in Paris und schreibt ihre Bücher auf Deutsch und Französisch. Ihre Protagonistin im Roman entspricht weitgehend ihrem eigenen Profil: Eine nicht mehr ganz junge Intellektuelle, die in Paris einem nicht mehr ganz so jungen Landedelmann begegnet. Er vergöttert sie, nimmt sie mit auf sein Schloss, beide planen eine gemeinsame Zukunft.
Den biologischen Grenzen beim Kinderwunsch wollen sie mit den Segnungen der modernen Medizin nachhelfen. Alles steuert auf ein Happy End zu - bis Betrug und Verrat die Märchenromanze wie eine Seifenblase platzen lassen. Als alle Illusionen schwinden, startet sie einen bitterbösen Rachefeldzug - eine unterhaltsame Geschichte, die aber etwas aus dem Rahmen eines Liebesromans fällt.
Denn die Autorin macht es ihren Lesern nicht immer leicht. So schreibt sie zwischendurch über den Prozess des Schreibens an sich, bevor sie dann leicht spöttisch die Handlungsfäden wieder aufnimmt. Sie inszeniert eine schreibende Stellvertreterin, die Distanz zur eigenen Geschichte schaffen soll. «Aus dem lebendigsten Teil meiner selbst hatte ich eine Kunstfigur gemacht», erklärt ihre Protagonistin, um an anderer Stelle zu betonen: «Diese Zweiteilung oder Gespaltenheit - die eine lebt, die andere schreibt - ist nicht erfunden.»
Anne Weber:
Luft und Liebe
S.Fischer Verlag, Frankfurt am Main
188 Seiten, 17,95 Euro
ISBN 978-3-10091046-2