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Ludwig Ganghofer Ludwig Ganghofer: Der «Poet der Idylle» war der Lieblingsautor des Kaisers

01.06.2005, 08:23
Das historische Foto zeigt den Schriftsteller Ludwig Ganghofer, geboren am 7. Juli 1855 in Kaufbeuren. Ab Freitag (3. Juni 2005) widmet die Stadt Kaufbeuren dem Heimatschriftsteller eine Ausstellung. (Foto: dpa)
Das historische Foto zeigt den Schriftsteller Ludwig Ganghofer, geboren am 7. Juli 1855 in Kaufbeuren. Ab Freitag (3. Juni 2005) widmet die Stadt Kaufbeuren dem Heimatschriftsteller eine Ausstellung. (Foto: dpa) Stadtmuseum Kaufbeuren

Kaufbeuren/Augsburg/dpa. - Rund 50derartiger Streifen wurden nach seinen Romanvorlagen gedreht.

Am 7. Juli 1855 wurde Ludwig Ganghofer als Sohn eines Försters inKaufbeuren geboren. Dies ist für die Stadt Anlass für eine großeGanghofer-Ausstellung, die von diesem Freitag (3. Juni) an bis AnfangNovember zu sehen ist. Doch Ganghofer lebte nur fünf Jahre im Allgäu,bevor er mit seiner Familie nach Welden bei Augsburg zog. Einbiografisches Detail verbindet ihn mit Bert Brecht. Wegen desBesuches einer verbotenen Theateraufführung flog Ganghofer vomAugsburger Realgymnasium, derselben Schule, von der vier Jahrzehntespäter auch Brecht verstoßen werden sollte. Dennoch konnte Ganghofer1873 das Abitur machen, studierte Literaturgeschichte und Philosophiein München und Berlin. 1879 promovierte er in Leipzig.

Die «beiden Ludwigs» werden oft in einem Zug genannt: Ludwig Thomaund Ludwig Ganghofer. Beide sind im Friedhof von Rottach-Egernbeerdigt. Schon zu Lebzeiten hatten die Dichterfreunde ihreGrabstätten ausgesucht. Ganghofer gilt bis heute als sentimentalerHeimatdichter, ganze Generationen wuchsen mit den Romanen«Edelweißkönig», «Schloss Hubertus», «Waldrausch» oder «Der Jäger vonFall» auf. Und wer die Bücher nicht gelesen hat, der kennt den einenoder anderen Heimatfilm mit der Verklärung des Försterberufs in eineridyllischen Alpenwelt.

Weit weniger bekannt ist, dass Ganghofer ein Förderer von KarlValentin und Rainer Maria Rilke war, dass Hugo von Hofmannsthal,Frank Wedekind, Johannes Brahms und der Maler August Kaulbach zuseinem Freundeskreis zählten, und dass er Dramaturg am WienerRingtheater war. Kaiser Wilhelm II. bekannte sich öffentlich zuseinem «Lieblingsschriftsteller» Ganghofer. Diese Nähe zumHerrscherhaus schlug sich bei Ganghofer im Ersten Weltkrieg in einerbefürwortenden Kriegsberichterstattung nieder, die auf das Ansehendes Dichters einen Schatten wirft.

Ganghofer war leidenschaftlicher Jäger und zog sich häufig in seinWaldhaus im Gaistal am Wetterstein zurück. Er stand politisch dempreußischen Konservatismus nahe und war ein absoluter Verfechtereines monarchischen Staates. Obwohl es ihm in seinen Romanen immerwieder gelingt, das Schicksal einzelner kleiner Leute oder Bauernsensibel zu beschreiben, bleiben die Figuren stets der Ordnung unddem Obrigkeitsstaat verpflichtet.

Ganghofers Einstellung zur Religion war protestantisch geprägt,der katholischen Kirche stand er skeptisch gegenüber. Als Literat,Künstler, Journalist, Jäger und Naturfreund war er in seinem Lebenund Werk stets ein Anwalt der «bürgerlichen Idylle», der seineKindheitsprägung im Forsthaus zu Welden zum Lebensinhalt machte. Am24. Juli 1920 starb er am Tegernsee. 150 Jahre nach seiner Geburtgibt es nun eine Ehrung, die ihm sicherlich gefallen hätte: EineBrauerei in Kaufbeuren bringt zu den Jubiläumsfeiern ein Ganghofer-Bier auf den Markt, das «Ganghofer Zwickel dunkel».