Ludwig Ganghofer Ludwig Ganghofer: Als «Poet der Idylle» Lieblingsautor des Kaisers
Kaufbeuren/dpa. - Den deutschen Heimatfilmgäbe es ohne Ganghofer wohl nicht - rund 50 derartiger Streifenwurden nach seinen Romanvorlagen gedreht.
Am 7. Juli 1855 wurde der Dichter als Sohn eines Försters inKaufbeuren geboren. Dies war für die Stadt Anlass für eine großeGanghofer-Ausstellung, die noch bis 6. November zu sehen ist. Sieumfasst rund 400 Originalstücke aus seinem Leben und will denSchriftsteller jenseits seines Rufes als «Edelweiß-Dichter»präsentieren.
Ganghofer gilt bis heute als sentimentaler Heimatdichter, ganzeGenerationen wuchsen mit den Romanen auf. Sein Dialekt-Theaterstück«Der Herrgottschnitzer von Ammergau» trug ihm den Ruf ein, das bisheute geltende «Bayern-Klischee» von Lederhose und Edelweiß gegründetzu haben. Ganghofer war leidenschaftlicher Jäger, verherrlichte dasHeimat-Idyll der Alpen und war auch Kriegsberichterstatter aus denSchützengräben des Ersten Weltkriegs. Dazu bietet die Ausstellungeine Fülle von Dokumenten.
Ganghofer lebte nur fünf Jahre im Allgäu, bevor er mit seinerFamilie nach Welden bei Augsburg zog. Ein biografisches Detailverbindet ihn mit Bert Brecht: Wegen des Besuches einer verbotenenTheateraufführung flog Ganghofer vom Augsburger Realgymnasium, derselben Schule, von der vier Jahrzehnte später auch Brecht verstoßenwerden sollte. Dennoch konnte Ganghofer 1873 das Abitur machen,studierte Literaturgeschichte und Philosophie in München und Berlin.1879 promovierte er in Leipzig.
Ludwig Thoma und Ganghofer werden oft in einem Zug genannt. Beidesind auf dem Friedhof von Rottach-Egern beerdigt. Ihre Grabstättenhatten die Dichterfreunde zu Lebzeiten gemeinsam ausgesucht. Weitweniger bekannt ist, dass Ganghofer ein Förderer von Karl Valentinund Rainer Maria Rilke war, dass Hugo von Hofmannsthal, FrankWedekind, Johannes Brahms und der Maler August Kaulbach zu seinemFreundeskreis zählten und dass er Dramaturg am Wiener Ringtheaterwar. Kaiser Wilhelm II. bekannte sich öffentlich zu seinem«Lieblingsschriftsteller» Ganghofer. Diese Nähe zum Herrscherhausschlug sich bei Ganghofer im Ersten Weltkrieg in einer befürwortendenKriegsberichterstattung nieder, die auf das Ansehen des Dichterseinen Schatten wirft.
Ganghofer stand politisch dem preußischen Konservatismus nahe undwar ein absoluter Verfechter eines monarchischen Staates. Obwohl esihm in seinen Romanen immer wieder gelingt, das Schicksal kleinerLeute oder Bauern sensibel zu beschreiben, bleiben die Figuren stetsder Ordnung und dem Obrigkeitsstaat verpflichtet. Am 24. Juli 1920starb er am Tegernsee. 150 Jahre nach seiner Geburt gibt es nun eineEhrung, die ihm sicherlich gefallen hätte: Eine Brauerei inKaufbeuren bringt zu den Jubiläumsfeiern ein Ganghofer-Bier auf denMarkt, das «Ganghofer Zwickel dunkel».