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Lucasfilm-Übernahme Lucasfilm-Übernahme: Walt Disney kauft Star Wars von Schöpfer George Lucas

Von Jakob Schlandt 31.10.2012, 11:38

Berlin/MZ. - Han Solo, Darth Vader, Luke Skywalker - und leider auch die mäßig komische Witzfigur Jar Jar Binks: Diese Ikonen der Fantasy-, ja sogar der Pop-Kultur, gehören zum Star-Wars-Imperium und damit bislang zu 100 Prozent ihrem Schöpfer George Lucas. Nun ist es vorbei mit der Eigenständigkeit. Disney kauft für gut vier Milliarden Dollar - zum Teil in bar, teils mit eigenen Aktien - die Produktionsfirma Lucasfilm, mit allem, was dazu gehört. Das Imperium schlägt zu. Disney gehören nicht nur die Rechte an den hauseigenen Figuren wie Donald Duck und der König der Löwen, sondern auch Spiderman und die Charaktere des Studios Pixar, zum Beispiel der Trickfilm-Fisch Nemo.

Nun hat Micky Maus auch noch Star Wars übernommen. Die vorerst letzte Folge des Science-Fiction-Fantasy-Epos kam 2005 in die Kinos, es war der Abschluss der als Episoden I bis III bezeichneten Filmreihe, die 1999 begann. Ihre Handlung findet zeitlich vor den Episoden IV bis VI statt, die zwischen 1977 und 1983 veröffentlicht wurden. Sechs Filme in 35 Jahren: niemand kann behaupten, dass George Lucas Star Wars totgeritten hat - trotz der enormen Gewinne der Filme, die überwiegend weit mehr als das zehnfache ihrer Produktionskosten einspielten.

Bei den Fans herrscht nun Sorge, dass Disney sich wenig um den vorsichtigen Umgang mit dem Star-Wars-Erbe schert. Für 2015 ist zeitgleich mit der Übernahme ein siebter Teil der Filmreihe angekündigt worden. Die Handlung soll von Lucasfilm bereits weitgehend ausgearbeitet worden sein - und neue Filme sollen dann im Abstand von zwei bis drei Jahren folgen. Wie üblich, wenn eine Firma dem Gründer abgekauft wird, soll Lucas als "Berater" dabei bleiben. Oft stellt sich dann aber heraus, dass sie nicht mehr viel zu melden haben. George Lucas selbst sagte zu der Übernahme, es sei an der Zeit, Star Wars an eine neue Generation von Filmemachern weiterzureichen.

Ob das ein großer Schaden sein muss, ist jedoch umstritten. Die drei neueren Star-Wars-Filme waren zwar ebenfalls große Publikumserfolge, sie gelten aber bei den meisten Anhängern als etwas überdreht und mit seichtem Humor ausgestattet - wie Jar Jar Binks. Gerade George Lucas selbst stand dafür in der Kritik.

Doch die Filme sind nicht alles. Das Star-Wars-Universum hat längst ein Eigenleben jenseits der Leinwand entwickelt und wird zum Beispiel auch in Romanen fortgeschrieben. Allein mit Merchandise, also dem Verkauf von Star-Wars-Bekleidung, Spielfiguren, Computerspielen, werden jedes Jahr über 200 Millionen Dollar umgesetzt. Lucasfilm ist mehr als Star Wars. Ein Grund für den enormen Erfolg der frühen Filme waren die Spezialeffekte der Lucasfilm-Tochter Industrial Light & Magic. Auch sie wird an Disney verkauft, ist aber in den vergangenen Jahren unter Druck geraten. Andere Spezialeffekt-Firmen haben aufgeholt. Doch Disney will in diesem Bereich erst einmal alles so lassen, sagte Disney-Chef Robert A. Iger.

Disney als Imperium, sein Vorstandsvorsitzender Iger als allmächtiger Imperator - dieses Bild drängt sich geradezu auf, denn Iger hat Disney innerhalb weniger Jahre zum dominierenden Fantasy-Konzern ausgebaut. 2006 kaufte er ein Jahr nach seinem Amtsantritt die Pixar Animation Studios für 7,4 Milliarden Dollar. Pixar schuf mittels computergenerierter Filme moderne Entertainment-Sagen wie Toy Story und Findet Nemo.

2009 erwarb Disney für ebenfalls vier Milliarden Dollar Marvel Entertainment. Der aus einem Comic-Verlag hervorgegangene Unterhaltungskonzern hat Superhelden wie Spider Man und Hulk im Programm. So übermächtig im Fantasy-Bereich wie Disney war ein einzelner Konzern noch nie.

Die Börse goutiert den Kauf von Lucasarts zwar nicht. Disney-Aktien rutschten gestern deutlich ins Minus, während der Gesamtmarkt leicht im Plus lag. Doch bei den Analysten stieß der Kauf trotz des hohen Preises auf Wohlwollen. Übereinstimmend hieß es in vielen Einschätzungen, Disney habe damit sein Portfolio gut ausbalanciert. Star Wars und die Marvel-Helden sind vor allem bei Jungs beliebt, während Pixar und die Disney-Figuren eher bei Mädchen ankommen. Aus ökonomischer Sicht sind Darth Vader und Cinderella ein perfektes Pärchen.