Literatur Literatur: Vater von «Jim Knopf» und «Momo»

Stuttgart/dpa. - Seine Bücher begeistern kleine Leser genauso wie die großen. Michael Ende gilt als Schöpfer literarischer Traumreisen und als Zeichner von Wunschbildern jeder Art. Seine Helden wie Momo, Bastian aus der «Unendlichen Geschichte» und Jim Knopf wurden Millionen Jungen, Mädchen und Erwachsenen weltweit zu engen Freunden. Der Meister der fantastischen Literatur starb 1995 in Filderstadt an Magenkrebs.
«Die wahre, eigentliche Triebfeder, die mich beim Schreiben bewegt, ist die Lust am freien und absichtslosen Spiel der Fantasie», bekannte Ende einmal. Sein Ziel: «(...) die Poesie ins Leben zu verweben, im Leben selbst die Poesie zu finden».
Die Bücher des gebürtigen Bayern wurden nach Angaben seines Verlags bis heute in mehr als 40 Sprachen übersetzt, allein «Momo», Endes Verkörperung der Unschuld, ging bereits mehr als 7,5 Millionen Mal über die Ladentische. Die Gesamtauflage der Ende-Werke liegt bei geschätzten 25 Millionen Exemplaren - und der Absatz bleibt konstant, wie der Stuttgarter Thienemann-Verlag versichert.
Das Kinderbuch «Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer» hatte dem in Garmisch-Partenkirchen geborenen Bestsellerautor in den 50er Jahren zum Durchbruch verholfen. «Ich habe die Geschichte damals mit einer großen Unschuld geschrieben. Ich hatte mir überhaupt nichts davon versprochen, hatte das Buch einfach nur mir selbst erzählt», erinnerte sich Ende später.
Seinem ersten Helden gewährte Ende dabei einen weiten Handlungsraum, über Meere, Kontinente und Pole hinweg bis hin zum «Land, was nicht sein darf». Er umgab ihn mit einer märchenhaft-mythischen Dimension - der kleine dunkelhäutige Jim ist der letzte Nachfahre des Mohrenkönigs Kaspar aus der Geschichte von Christi Geburt, daneben agieren Halbdrachen und Scheinriesen, Seejungfrauen und chinesische Prinzessinnen.
Immer wieder widmete sich Ende in den Jahrzehnten darauf seinen Hauptdarstellern, die ein Leben am Rande der Zivilisation fristen und den Lebensmittelpunkt suchen. 1979 erschien das später auch verfilmte Kultbuch «Die unendliche Geschichte» um den unglücklichen Bastian, der durch das mit Elfen, Gnomen und Glücksdrachen bevölkerte Reich Fantasien irrt und schließlich in die Realität und zu sich selbst zurückfindet. Auch mit anderen Kinderbüchern hatte Ende Erfolg bei Publikum und Kritik. Das gleichnishafte Märchen «Momo» um ein zerlumptes Mädchen, das gegen unheimliche «Zeit-Diebe» kämpft, wurde sogar mit dem Deutschen Jugendbuchpreis gekürt. Endes Fangemeinde kannte dabei keine Altersgrenze. Und nicht zu Unrecht hat der Schriftsteller immer aufgestöhnt, wenn er in die Schublade der «Kinderbuchautoren» gesteckt wurde.
Die Arbeit an einem Buch sei «immer von neuem eine Reise, deren Ziel ich nicht kenne», schrieb der Schriftsteller in seinem Mitte der 90er Jahre erschienenen Notizenband «Zettelkasten». «Als ich zum Beispiel die "Unendliche Geschichte" schrieb und gemeinsam mit meinem kleinen Protagonisten Bastian die lange Irrfahrt durch Fantasien angetreten hatte, wusste ich selbst ganz und gar nicht, wo der Ausgang aus Fantasien sein würde.»
Am 12. November 1929 als Sohn des surrealistischen Malers Edgar Ende geboren, hatte der beliebte Erzähler in den Nachkriegsjahren zunächst eine Karriere beim Theater begonnen. Diese gab er Mitte der fünfziger Jahre zu Gunsten einer freien Schriftstellerlaufbahn auf. Von 1971 bis 1985 wohnte der Autor in den Albaner Bergen südlich von Rom, nach dem Tod seiner Frau Ingeborg zog er dann nach München. Sechs Jahre vor seinem Tod heiratete er die Japanerin Mariko Sato, die die «Unendliche Geschichte» in ihre Muttersprache übersetzt hatte.