Literatur Literatur: Schriftsteller Helmut Sakowski ist mit 81 Jahren gestorben

Neubrandenburg/dpa. - Der Schriftsteller Helmut Sakowski ist am Freitag im Alter von 81 Jahren gestorben. Der Autor, bekannt vor allem für seine Fernsehromane «Wege übers Land» (1968) und «Daniel Druskat» (1976), ist in seinem Haus in Wesenberg in Mecklenburg-Vorpommern einem längeren Herzleiden erlegen, teilte dasLiteraturzentrum Neubrandenburg mit und bestätigte damit eineInformation des «Neuen Deutschlands». Der 1924 im brandenburgischen Jüterbog geborene Autor hatte seit 1963 mit seiner Familie in Mecklenburg gelebt und gearbeitet. Dort siedelte er auch die Mehrzahl seiner Geschichten an.
Sakowski beschäftigte sich in seinen zunächst für das Fernsehenentstandenen Werken vor allem mit dem Landleben nach dem ZweitenWeltkrieg. Er beschrieb dabei an Einzelschicksalen die Konflikte imZuge der sozialistischen Kollektivierung. Der ehemalige Revierförsterverfasste neben den Fernsehmanuskripten auch Romane, Hörspiele undKinderbücher. Der Nachlass des Schriftstellers mit Briefen undManuskripten wird im Literaturzentrum Neubrandenburg aufbewahrt.
Erst in diesem Jahr ist im Aufbau Verlag Berlin die Romanfassungdes Drehbuchs zu «Wege übers Land» erschienen. Der Ende der 1960-erJahre im DDR-Fernsehen ausgestrahlte Mehrteiler fand seinerzeit einMillionenpublikum und wurde auch nach der Wende mehrfach wiederholt.Hauptrollen spielten Armin Mueller-Stahl und Manfred Krug, UrsulaKarusseit und Angelica Domröse. Die Erinnerung an diese «grandiosenSchauspieler» habe ihm geholfen, die Lücken zwischen den «nacktenDialogen» zu füllen und so das Drehbuch in Romanform zu bringen,sagte Sakowski zu Beginn diese Jahres.
«Wege übers Land» war auch nach Einschätzung Sakowskis selbst seinerfolgreichster Film. Er wurde nicht nur im Fernsehen der DDR undihrer östlichen Nachbarn, sondern auch in Ägypten gezeigt. DieGeschichte um eine Frau, die in der Nazi-Zeit einem Bauern insbesetzte Polen folgt, nach Kriegsende aber mit dem Flüchtlingsstromnach Mecklenburg zurückkehrt, sei auch heute erstaunlich aktuell,befand Sakowski kurz vor seinem Tod. Sie offenbare die Politik derNationalsozialisten in den eroberten polnischen Gebieten, etwa dieVertreibung von Polen von ihren Höfen und die Deportierung von Juden.
Daran zu erinnern sei wichtig in einer Zeit, «in der dieVertriebenenverbände Forderungen stellen und wieder Neonazis in denLandtagen frech werden», sagte Sakowski, der auch nach der Wendeseiner Gesinnung treu blieb. Sein Ziel sei es stets gewesen, etwasfür eine Welt zu tun, die besser sei als die, die er als jungerMensch in der Hitlerzeit erlebte. Sakowski saß im DDR-ParlamentVolkskammer und war Mitglied im Zentralkomitee der SED.
«Daniel Druskat», in dem neben Hilmar Thate in der Titelrolle auchManfred Krug und Angelica Domröse zu sehen sind, gilt als großangelegter Schicksalsfilm über die Beziehung zweier Männer zwischenFreundschaft, Rivalität und Hass.
Nach der Wende hatte Sakowski unter anderem mit einer Mecklenburg-Roman-Trilogie und dem 2004 erschienen Roman «Die Geliebte desHochmeisters» Erfolg. Der Aufbau Verlag bezeichnete seinenHausautoren bereits als «Chronisten Mecklenburgs». Außerdem warSakowski mit den Kinderbüchern um den Jungen Raoul Habenicht, dieseit 1987 auf dem Markt sind, und mit den Katja-Henkelpott-Erzählungen, die auch in China und Japan gelesen werden, erfolgreich.1996 erschien sein erster Nachwende-Roman «Wendenburg».
«Mein Leben hat sich gerundet, ich brauche nichts mehr zubeweisen», hatte der Schriftsteller zu Beginn dieses Jahres für sichfestgestellt. Doch es gebe «noch eine Menge zu erzählen», begründeteder Autor sein rastloses Arbeiten bis ins hohe Alter. Zuletzt hatteer nach eigenen Angaben an einer witzigen Geschichte über einen altenMann in Mecklenburg gearbeitet. Denn nicht alles heute sei tragischoder bitter, es gebe auch sehr viel Komisches, befand Sakowski.