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Literatur Literatur: Die «Dichterin des Aufbruchs» ist gestorben

06.10.2008, 14:28
Die Schriftstellerin Christa Reinig (Archivfoto vom 18.04.1968), die vor allem mit der «Ballade vom blutigen Bomme» und dem Roman «Entmannung» bekannt wurde, ist tot. (Foto: dpa)
Die Schriftstellerin Christa Reinig (Archivfoto vom 18.04.1968), die vor allem mit der «Ballade vom blutigen Bomme» und dem Roman «Entmannung» bekannt wurde, ist tot. (Foto: dpa) dpa

München/dpa. - Reinig hatte den Angaben zufolgezuletzt in einem Hospiz in München gelebt und sollte anonym bestattetwerden. Noch 2006 hatte die Schriftstellerin ein Buch mitphilosophischen Betrachtungen veröffentlicht («Das Gelbe vomHimmel»).

Ende der 1940er Jahre publizierte die gebürtige Berlinerin ersteGedichte, die durch humorige Schnoddrigkeit auffielen. Ihre Debüt-Erzählung «Ein Fischerdorf» erschien 1946. In der ehemaligen DDRbekam Christa Reinig früh Probleme, weil sie sich nicht in dieSchablone des «sozialistischen Realismus» pressen lassen wollte. 1964nutzte die Autorin eine Ausreisegenehmigung für die Entgegennahme desBremer Literaturpreises dazu, in der Bundesrepublik zu bleiben.

Neben Erzählungen und Gedichtbänden wie «Müßiggang ist aller LiebeAnfang» und dem ersten Roman «Die himmlische und die irdischeGeometrie» trat die mit dem Bundesverdienstkreuz Geehrte auch alsÜbersetzerin von russischen Werken hervor. 1999 erhielt sie denBrandenburgischen Literaturpreis.

In armen Verhältnissen aufgewachsen, wurde Reinig im ZweitenWeltkrieg als Fabrikarbeiterin eingesetzt und stand später alsBlumenbinderin am Berliner Alexanderplatz. Nach dem in Abendkursennachgeholten Abitur studierte Reinig an der Humboldt-Universität inOst-Berlin Kunstgeschichte und Archäologie. Von 1957 bis Anfang 1964war sie wissenschaftliche Assistentin am Märkischen Museum.