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Literatur Literatur: Demontage feuert den Aufbau an

Von Steffen Könau 02.07.2010, 08:54
Josef Stalin. (FOTO: DPA)
Josef Stalin. (FOTO: DPA) dpa

Halle/MZ. - Stalin reagierte schnell. Als er sich mit Hitler auf einen Nichtangriffspakt einigte, gehörte zu seinen Forderungen an die Deutschen die Lieferung von modernen Fabriken zur Panzerfertigung. Binnen eines Jahres konnte die Sowjetunion ihre Produktionszahlen vervierfachen, bezahlt wurde mit Öl, das die deutschen Panzerdivisionen dann später beim Überfall auf die UdSSR antrieb.

Ironie der Geschichte, wie sie dem Historiker Bogdan Musial in seinem Buch "Stalins Raubzug" (Propyläen) immer wieder begegnet. Auf 500 Seiten schildert der deutsch-polnische Historiker, wie zuerst der Krieg und dann der Sieg über das Dritte Reich Modernisierungsschübe durch die Sowjetunion schicken. Stalin gelingt es erst, das gesamte Land auf Kriegswirtschaft umzustellen. Später dann schafft er es, den Sieg über das 3. Reich nicht nur zur Ausweitung des eigenen Herrschaftsbereiches, sondern auch zu weiterer Erneuerung der Sowjet-Wirtschaft zu nutzen. Erstmals hat Musial interne Dokumente sowjetischer Beutekommandos studieren dürfen, erstmals hat er Zahlen zu vorgenommenen Demontagen zusammenrechnen können. Nicht alle Fabriken und Produktionsbetriebe, die nach 1945 zu Tausenden komplett Richtung Osten gebracht werden, erfüllen dort ihre Zweck: Schon 1946 ergeben erste Kontrollen der Staatsspitze, dass Maschinen, Anlagen und Einrichtungen unter freiem Himmel verrottet sind.