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Literatur Literatur: Buchmesse lädt die «Junge Freiheit» aus

08.02.2006, 12:51
Andrang auf Leipziger Buchmesse (Archivfoto: dpa)
Andrang auf Leipziger Buchmesse (Archivfoto: dpa) dpa

Leipzig/dpa. - Sie wies zugleich dieDarstellung der in Berlin erscheinenden «Jungen Freiheit» zurück. Deren Verlag wehrte sich in einer in großen Tageszeitungen geschalteten Anzeige unter der Überschrift «Appell für die Pressefreiheit» gegen die «politisch motivierte Ausladung». Die Leipziger Buchmesse dauert vom 16. bis 19. März.

Die Messe befürchtet laut Fischer Protestaktionen gegen eineVeranstaltung zum 20-jährigen Bestehen des Verlages. Sie habe imInteresse der Sicherheit entschieden. «Einen Stand hätten wirzugelassen. Aber wir wollen Eskalationen ausschließen.» Der Verlag habe drei Veranstaltungen angemeldet, darunter jene zum 20-jährigen Bestehen. Die Messeleitung wolle nicht, dass das Jubiläum am Messestand gefeiert werde, sagte Fischer. Die Zeitung habe bis 1998 bereits drei Mal an der Buchmesse teilgenommen.

Die Wochenzeitung gilt als nationalkonservativ. Die Einstufung alsrechtsextremistisch im Verfassungsschutzbericht von Nordrhein-Westfalen hatte das Bundesverfassungsgericht im Juni 2005 alsVerletzung der Pressefreiheit gewertet.

Der Protest der «Jungen Freiheit» wird von mehr als 300Unterzeichnern unterstützt. Zu ihnen gehören «Focus»-HerausgeberHelmut Markwort, der frühere Chef des Bundesverbandes der DeutschenIndustrie, Hans Olaf Henkel, die Schriftsteller Arno Surminiski,Eckhard Henscheid und Thor Kunkel sowie Hochschuldozenten wie ArnulfBaring und Ernst Nolte. Ihr Appell richtet sich gegen die«Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit» durch die Messe alsöffentlich-rechtliche Institution. Die Unterzeichner fordern dieRücknahme des Ausschlusses.

«Jede Behauptung, die Messe habe Ausstellern aus politischen oderideologischen Gründen die Zulassung versagt, ist falsch», sagteMessesprecherin Fischer. Die Messe behalte sich rechtliche Schrittegegen diese Unterstellung vor. Die zuvor intensiv diskutierteEntscheidung sei eine Vorsichtsmaßnahme. «Es ist die Frage, ob wir esmit unseren Sicherheitskräften schaffen, eine mögliche Eskalation zuverhindern.»

«Junge Freiheit»-Chefredakteur Dieter Stein hält die Erklärungender Messe für eine «Schutzbehauptung». Im ersten Ablehnungsschreibensei klar von «Standbeteiligung» die Rede, die den «ordnungsgemäßenAblauf» gefährde. Der Verlag habe eine halbstündige Veranstaltung zurPresse- und Meinungsfreiheit am Stand angemeldet. Die Messe habetrotz schriftlicher Aufforderung keine Gründe für die Zensur und dieAnnahme, dass es Proteste geben könnte, genannt. Sie stütze sich beiden Befürchtungen auf Vermutungen, für Stein ein «politischpublizistischer Skandal». Die Messe müsse sich beim Verlag, der seit15 Jahren auf der Frankfurter Buchmesse vertreten sei, entschuldigen.