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Literatur Literatur: Buchmesse feuert China-Projektleiter

19.10.2009, 13:40
Der Projektleiter der Frankfurter Buchmesse, Peter Ripken (rechts), begrüßt den exilchinesischen Autor Bei Ling und die china-kritische Autorin Dai Qing vor Beginn eines Symposiums. (ARCHIVFOTO: DPA)
Der Projektleiter der Frankfurter Buchmesse, Peter Ripken (rechts), begrüßt den exilchinesischen Autor Bei Ling und die china-kritische Autorin Dai Qing vor Beginn eines Symposiums. (ARCHIVFOTO: DPA) dpa

Frankfurt/Main/dpa. - Die Buchmesse, ein Tochterunternehmen desBörsenvereins des Deutschen Buchhandels, begründete am Montag denSchritt mit «anhaltenden Abstimmungsschwierigkeiten» beimdiesjährigen Ehrengast China. Ripken hatte auf dem Abschiedsempfangdes Auswärtigen Amtes (AA) am Sonntagnachmittag auf der Messe eineRede der chinesischen Umweltaktivistin Dai Qing verhindert.

Kurz vor der Veranstaltung habe Ripken ihr gesagt, sie dürfe nichtsprechen, sagte Dai Qing der «Frankfurter Rundschau» (FR). Ripkensagte der Deutschen Presse-Agentur dpa, dass das Auswärtige Amt DaiQing als Rednerin nicht gewünscht habe. «Es (der Empfang) hatte mitChina überhaupt nichts zu tun», verteidigte sich der 67-Jährige, derbei der Buchmesse einen Honorarvertrag hatte. Auch der exil-chinesische Lyriker Bei Ling wollte ursprünglich beim Abschiedsprechen, wie er der dpa am Montag bestätigte.

Ripken war bereits vier Wochen vor der Messe in die Kritikgeraten, weil er Dai Qing und Bei Ling bei einem China-Symposium inFrankfurt unter dem Druck chinesischer Offizieller ausgeladen hatte.Beide durften dann nach heftiger öffentlicher Kritik doch teilnehmen.Sie wurden dann auch von der Buchmesse zur Messe selbst eingeladen.

Beim Abschiedsempfang habe sie sich bei der Buchmesse bedankenwollen, «dass sie die Plattform dafür geboten hat, dass sichoffizielle und inoffizielle Stimmen aus China zur Wort meldenkonnten», sagte Dai Qing der «FR». Dass sie bei der Veranstaltungreden dürfe, sei ihr von den Organisatoren bereits im September inAussicht gestellt worden. Dai Qing gehört zu den schärfsten Kritikerndes Drei-Schluchten-Staudamms in China.

Das Auswärtige Amt habe als Gastgeber «ausdrücklich» gewünscht,dass es keine Veranstaltung zu China werde, sagte Ripken. «Ich wollteauch nicht», räumte er ein. Der Schriftsteller Bei Ling sagte, sowohlRipken als auch eine andere Vertreterin der Buchmesse hätten ihmgesagt, dass das Auswärtige Amt (AA) gegen den Auftritt der beidenKritiker sei. «Ich würde gerne den Grund dafür wissen», verlangte derin den USA lebende Lyriker. Vermutlich habe das AA mit Rücksicht aufden Ehrengast gehandelt. Ursprünglich sollte Bei Ling nach seinenWorten auf Vorschlag Ripkens beim Abschiedsempfang Gedichte lesen.

Das Internationale Zentrum wird gemeinsam vom Auswärtigen Amt undder Buchmesse organisiert. Während der fünftägigen Messe war es dortauch um das Thema Meinungsfreiheit im China gegangen. BeimAbschiedsempfang sprach ein Vertreter des Auswärtigen Amtes sowieeine Verlegerin aus Indien. Die Buchmesse wollte am Montag keineweitere Stellungnahme abgeben.