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Literatur Literatur: Bachmann-Preis geht an Jens Petersen

Von Christian Fürst 28.06.2009, 16:32
Der deutsche Autor Jens Petersen bei der Preisverleihung in Klagenfurt. Petersen hat den 33. Ingeborg Bachmann-Preis 2009 gewonnen. (FOTO: DPA)
Der deutsche Autor Jens Petersen bei der Preisverleihung in Klagenfurt. Petersen hat den 33. Ingeborg Bachmann-Preis 2009 gewonnen. (FOTO: DPA) APA

Wien/dpa. - Nach einem dreitägigen Vorlesemarathonstimmte die Mehrheit der sieben Juroren im zweiten Wahlgang für einenAuszug aus seinem noch unveröffentlichten Roman «Bis dass derTod...». Der renommierte Preis ist mit 25 000 Euro dotiert.

Alle fünf im Rahmen der 33. Klagenfurter «Tage derdeutschsprachigen Literatur» vergebenen Preise gingen in diesem Jahran Deutsche. Der von der Stadt Klagenfurt gestiftete Bachmann-Preisgilt seit seiner Gründung 1977 als einer der wichtigstenLiteraturpreise im deutschsprachigen Raum. Er ist nach der inKlagenfurt geborenen Dichterin Ingeborg Bachmann (1923-1973) benannt.Zu dem Wettbewerb waren insgesamt acht Deutsche, vier Österreicherund zwei Schweizer eingeladen.

In dem düsteren Text des aus Pinneberg bei Hamburg stammendenAutors Jens Petersen geht es um eine Liebesbeziehung und ihrtragisches Ende. Ein Mann erschießt seine seit vielen Jahrenpflegebedürftige Partnerin, schafft es dann aber - zumindest in demvorliegenden Text-Auszug nicht, sich danach selbst das Leben zunehmen. «Bis dass der Tod» ist ein Ausschnitt eines nochunveröffentlichten Romans des Autors, der für seine Arbeiten in denvergangenen Jahren bereits mehrere Literatur- und Förderpreiseerhalten hat. Seinen ersten Roman veröffentlichte der Mediziner mit«Die Haushälterin» im Jahre 2005.

Sein unter den Juroren kaum umstrittener, als «beklemmend»charakterisierter Beitrag war vom deutschen Vorsitzenden der Jury,Burkhard Spinnen, für den Wettbewerb vorgeschlagen worden. Einer dersieben Juroren, von denen vier erstmals in Klagenfurt teilnahmen,bezeichnete Petersens detaillierte, und schmerzhafte Beschreibungender Verzweiflungstat als «post-apokalyptische Landschaften».

Beobachter des in diesem Jahr wieder auf drei Lesetageausgeweiteten Vorlese-Wettstreits kritisierten vor allem nach demersten Tag (am Donnerstag) allerdings einen Mangel an neuen Ideen imBachmann-Wettbewerb. Den originellsten Beitrag leistete hier wohl derWiener Philipp Weiss, bei dessen Erzählung «Blätterliebe» es um denSchaffensprozess eines Schriftstellers geht. Nach der Lesungverspeiste Weiss vor Jury und Publikum sein 11-seitiges Manuskript.

Kaum einer der 14 Beiträge, die von der Jury aus über 1000Einsendungen ausgewählt wurden, konnte während der dreiWettbewerbstage die Zustimmung aller Juroren finden. Neben PetersensRomanauszug waren dies vielleicht noch Ralf Bönts Romanauszug «DerFotoeffekt», der aus der Sicht eines Lichtteilchens aus dem Leben desbritischen Forschers Michael Faraday und seiner Frau erzählt. Bönterhielt den mit 10 000 Euro dotierten Kelag-Preis. Karsten Krampitz(Berlin) wurde für seinen Beitrag «Heimgehen» zur jüngsten deutsch-deutschen Geschichte mit dem über das Internet vergebenen und mit7000 Euro dotierten Publikumspreis ausgezeichnet. Der mit 7500 Eurodotierte 3sat-Preis ging an den in Schwerin geborenen Gregor Sanderfür «Winterfisch», und den Ernst-Willner-Preis (7000 Euro) erhieltdie in Berlin lebende Katharina Born für ihren Text «Fifty Fifty»,der sich mit einer «Beziehungskiste» der 68er-Generationauseinandersetzt.