Leseverhalten Leseverhalten: Sieben Prozent der Deutschen sind «Regalsteller»

Frankfurt/Main/dpa. - DieAffinität zum Buch reicht - in Typen eingeteilt - von der«kauffreudigen Leseratte» über den «Regalsteller», der Bücher nur alsDeko fürs Wohnzimmer braucht, bis hin zum «Buchresistenten», der umBücher komplett einen Bogen macht.
Für die Studie wurden in diesem Jahr 10 000 Menschen ab zehnJahren befragt. Das Ergebnis: 9 Prozent der Deutschen - darunter 55Prozent Männer - sind «buchresistent»: Wenn?s um Bücher geht, werdensie zu Totalverweigerern und greifen stattdessen lieber zurFernbedienung oder surfen durchs Internet. Die größte Gruppe derBefragten, rund 40 Prozent, sind die «Wenigleser». Sie konsumierenzwischen einem und neun Büchern im Jahr. 24 Prozent der Bevölkerungsind «Durchschnittsleser», die auf mehr als neun Bücher im Jahrkommen.
Die echten Bücherwürmer schließlich versammeln sich in der Gruppeder «Vielleser», die mehr als 18 Bücher im Jahr verschlingen - ihrAnteil liegt immerhin bei 27 Prozent. «Überraschend war für uns, dassaber nur zehn Prozent der Deutschen auch «Vielkäufer» sind», sagt dieGeschäftsführerin für die Buchhandelssparte des Börsenvereins,Dorothea Redeker.
Die Lieblinge der Buchbranche sind natürlich diejenigen, diebeides tun: Viel kaufen und viel lesen - die «kauffreudigenLeseratten». Sie sind mit fünf Prozent allerdings in der Minderheit.Lesen ist für sie ein Hobby; sie kennen sich sehr gut im Buchangebotaus und informieren sich ständig über Neuerscheinigungen, verrät dieStudie.
Ganz anders die Spezies der «ausleihenden Leseratte», als dieimmerhin 21 Prozent der Deutschen bezeichnet werden. Sie liestdurchschnittlich bis überdurchschnittlich viele Bücher, kauft imVerhältnis dazu aber relativ wenige Bücher neu. Stattdessen leiht siesich den Lesestoff gern bei Freunden oder in der Bibliothek aus undhat daher eine hohe Affinität zu gebrauchten Büchern.
Besonders skurril ist die Gruppe der «buchkaufenden Nichtleser» -sie ist aber mit zwei Prozent auch verschwindend klein. Das sinddiejenigen, die zwar Bücher kaufen, sie aber nicht lesen, sondernmeist verschenken. Dabei interessieren sie sich besonders für teuregebundene Bücher, die sie allerdings nicht so gern in derBuchhandlung, sondern lieber im Supermarkt oder Discounter kaufen.
Auch hinsichtlich der Inhalte hat die Studie verschiedene Typenausgemacht. So gibt es etwa die «Konsum-Materialisten», die leichteUnterhaltung bevorzugen, oder die «Hedonisten», die sich besonders anScience-Fiction und Fantasy, zum Beispiel Harry-Potter-Romanen,erfreuen. Die «Traditionsverwurzelten» hingegen fühlen sich besonderszu den Themen Garten, Gesundheit, Natur und leichte Belletristikhingezogen. Daneben lässt sich noch eine Gruppe von «DDR-Nostalgischen» charakterisieren, bei denen vor allem Ost-Literaturund Gesellschaftskritisches Absatz findet.
Die Studie verrät auch, wie groß die privaten Bibliotheken derDeutschen sind: 40 Prozent der Bundesbürger haben in ihrem Regal 50bis 200 Bücher stehen. Jeder Vierte verfügt über 200 bis 500Exemplare. Und bei 14 Prozent gibt es sogar mehr als 500 Bücher imSchrank.
Leseintensität und Buchbesitz hängen dabei nicht immer zwingendzusammen. Sieben Prozent der Deutschen sind «Regalsteller»: Siekaufen mehr Bücher als sie lesen. «Bücher haben eine hoheWertschätzung in der Gesellschaft», sagt Redeker. Viele Menschenkaufen daher Bücher nur aus dekorativen Gründen - weil's im Regal washermacht. Andere kommen aus Zeitmangel nicht zum Lesen, obwohl sie essich eigentlich vorgenommen hatten.
Im Ergebnis habe die Studie gezeigt, dass es klar voneinanderabgrenzbare Leserprofile gibt. «Eine der wichtigstenSchlussfolgerungen ist daher für uns, dass sich die Buchhandlungen -vor allem die kleineren - immer mehr spezialisieren und je nach ihremKundenstamm nur ein spezielles Sortiment anbieten sollten», resümiertRedeker. In drei Jahren soll die Studie wiederholt werden.