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Les Humphries ist tot Les Humphries ist tot: Ein Hauch von Hippie-Romantik

Von Annette Reuther 03.03.2008, 09:44
Archivbild vom 26. August 1972 zeigt Les Humphries (3.v.r.mittlere Reihe) und seine Gruppe «Les Humphries Singers» mit fünf Goldenen Schallplatten nach der Verleihung in Kiel. (Foto: dpa)
Archivbild vom 26. August 1972 zeigt Les Humphries (3.v.r.mittlere Reihe) und seine Gruppe «Les Humphries Singers» mit fünf Goldenen Schallplatten nach der Verleihung in Kiel. (Foto: dpa) dpa

London/dpa. - Mit «Mama Loo» und «Kansas City» brachte LesHumphries in den 70er Jahren frischen Wind und einen Hauch vonHippie-Romantik in deutsche Wohnzimmer. Der englische Sänger gründete eine der erfolgreichsten Popgruppen seiner Zeit: Die Les HumphriesSingers. Mit ihren Evergreens landete die bunte Multikulti-Truppe,der auch der deutsche Schlagerkönig Jürgen Drews eine Zeit langangehörte, einen Hit nach dem anderen. Nach einer steilen Karrierestürzte Humphries allerdings ab und machte mit Skandalen und einerFalschmeldung zu seinem Tod eher Schlagzeilen als mit Musik. Wie erstjetzt bekannt wurde, starb Les Humphries bereits am 26. Dezember 2007mit 67 Jahren in Basingstoke in Südengland.

John Leslie Humphreys wurde am 10. August 1940 in Croydon beiLondon geboren und wuchs in einfachen Verhältnissen auf. Mit 13Jahren trat er in das Musikkorps der britischen Marine ein. Seinerstes musikalisches Highlight erlebte er, als er 1958 derKönigin-Mutter im Buckingham Palast am Klavier vorspielen durfte.

Sein Durchbruch kam aber mit dem Umzug nach Deutschland. 1966 ginger nach Hamburg, um wie die Beatles im Umfeld der Reeperbahn seinBühnenhandwerk zu lernen. Innerhalb weniger Jahre entwickelten sichdie Les Humphries Singers, die er 1969 gründete, zu einem Kracher.Die Gruppe verkaufte insgesamt rund 40 Millionen Platten und konntesich mit zehn Goldenen Schallplatten schmücken. Ihre Europa-Tournee«Sound 73» wurde 1973 zu einem legendären Erfolg.

Das Konzept «Sechs Nationen - in einem Sound vereint» gepaart mitharmlosen Liedern und exotischen Flower-Power-Kostümen ging auf.Neben «Mama Loo» und «Kansas City» gehörten auch «Mexico» oder dergospelartige Song «We Are Goin' down Jordan» zu denOhrwurm-tauglichen Erfolgen. Krimifreunden dürfte Humphries auch alsKomponist der «Derrick»-Titelmelodie in Erinnerung sein.

Doch so schnell, wie der Erfolg die «Singers» in die Chartskatapultierte, so rasant ging es nach wenigen Jahren wieder abwärts.«Der neue Sound, der "Sound 74", ist nichts als der Marschtritt desKommerzes», schrieb die «Süddeutsche Zeitung» damals. Nach einerPleite 1976 als deutsche Vertreter beim Grand Prix d'Eurovisionmachte Humphries nur noch mit «Pannen, Prügeleien und Prozessen» vonsich reden, wie der «Stern» berichtete.

Auch privat lief es nicht rund: Die Ehe mit SchlagersängerinDunja Rajter zerbrach nach vier Jahren. Dunja reichte 1976 dieScheidung ein und verließ die 18-Zimmer-Villa im Hamburger ElbvorortBlankenese mit dem gemeinsamen Sohn Danny. Die Trennung des «Pop-Paares vom Elbhang» sorgte für Gesprächsstoff in der Presse.Humphries führte ein Leben «voll mit Sex, Drogen und Rock'n'Roll»,erinnerte sich Drews.

Sein Ausstieg aus dem Showgeschäft war von einem Steuerverfahrenbegleitet, und Humphries setzte sich nach England ab. 1992 plante ernoch einmal ein Comeback. Alle seine Einkünfte aus den alten Plattenflössen wegen der Steuerschuld immer noch direkt ans Finanzamt,klagte der Musiker damals. Er fühle sich «unschuldig und von seinenBeratern betrogen». Zuletzt hatte sich der Musiker in der kleinenenglischen Stadt Alton verschanzt, gelegentlich wurdevon Alkoholexzessen und Einsamkeit berichtet.

Selbst sein Sterben lief nicht gewöhnlich ab: 1998 gab sichHumphries als sein eigener - nicht existierender - Zwillingsbruderaus und setzte die Ente über seinen angeblichen Tod selbst in dieWelt. Als seine Nachrufe bereits gedruckt waren, nannte er dieAngelegenheit allerdings ein «großes Missverständnis».