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Leipziger Buchmesse Leipziger Buchmesse: Preis geht an Trojanow, Schuh und Gschwend

16.03.2006, 17:56
Die Bildcombo zeigt die Preisträger des mit 15.000 Euro dotierten Preises der Leipziger Buchmesse, Ilija Trojanow (l./Belletristik), Franz Schuh (r./Sachbuch/Essayistik) und Ragni Maria Gschwend (Übersetzung). (Fotos: dpa)
Die Bildcombo zeigt die Preisträger des mit 15.000 Euro dotierten Preises der Leipziger Buchmesse, Ilija Trojanow (l./Belletristik), Franz Schuh (r./Sachbuch/Essayistik) und Ragni Maria Gschwend (Übersetzung). (Fotos: dpa) dpa-Zentralbild

Leipzig/dpa. - Ilija Trojanow, Franz Schuh und Ragni MariaGschwend haben am Donnerstag den Preis der Leipziger Buchmesseerhalten. Die mit je 15 000 Euro dotierte Auszeichnung wurde zumzweiten Mal verliehen. Trojanow erhielt sie in der KategorieBelletristik für seinen Roman «Der Weltensammler» (Hanser), Schuh inder Sparte Sachbuch/Essayistik für seine Aufzeichnungen «SchwereVorwürfe, schmutzige Wäsche» (Zsolnay) und Gschwend für dieÜbersetzung von Antonio Morescos Roman «Aufbrüche» (Ammann) aus demItalienischen. In jeder Kategorie gab es fünf Nominierungen. DieVerlage reichten insgesamt 733 Titel ein.

Die Jury lobte Trojanows Werk über den britischen Spion undDiplomaten Richard Francis Burton als «ebenso spannende wietiefgründige Annäherung an eine der schillerndsten Gestalten des 19.Jahrhunderts». Mit orientalisch-sinnlicher Fabulierlust und großerAnschaulichkeit erzähle er von der Konfrontation mit fremdenKulturen, vom Reiz des Fremden, und spiegele «in einer faszinierendenhistorischen Gestalt die drängenden Fragen der Gegenwart». Der 1965in Sofia geborene und in Kenia aufgewachsene Autor lebt in Südafrikaund hat bereits mehrere Romane veröffentlicht.

Die Texte des Wiener Essayisten Schuh beleuchten nach Meinung derJury «alle Bereiche der menschlichen Existenz und stellen oft inäußerst verknappter Form Reflexionen über Liebe, Glück undVergeblichkeit alles menschlichen Strebens in verblüffendeZusammenhänge». Die Formen des philosophischen Nachdenkens machtendie Texte des Jean-Améry-Preisträgers für Essayistik zu «sprachlichenKostbarkeiten, die eine große Linie dieses Genres von Kafka bisPolgar in das 21. Jahrhundert hinüberretten».

Der in Freiburg lebenden Übersetzerin Gschwend sei es gelungen,die vertrackte Bilderwelt des Romanciers Moresco in einen visionärenKosmos zu übertragen, der im Deutschen seine eigene Traumlogikbewahre. Ihre besondere Leistung habe auch darin bestanden, «den ganzeigenen Wortkosmos des Autors, die Neologismen und Worterfindungen inein Deutsch zu übertragen, das seine Sogkraft auf keiner der 650Seiten verliert».

Der «Preis der Leipziger Buchmesse» hatte 2005 Premiere. Er wirdvon der Leipziger Messe mit Unterstützung der Stadt Leipzig und desFreistaates Sachsen in Zusammenarbeit mit dem LiterarischenColloquium Berlin vergeben. Der Jury gehörten neben Martin Lüdke(SWR) als Vorsitzendem untern anderen Franziska Augstein(«Süddeutsche Zeitung»), Richard Kämmerlings (FAZ) und Sigrid Löffler(«Literaturen») an.