Leipzig Leipzig: Museum der bildenden Künste wurde feierlich eröffnet

Leipzig/dpa. - Mit der Eröffnung des Museums der bildenden Künsteist am Wochenende in Leipzig ein jahrzehntelanger Traum in Erfüllunggegangen. 61 Jahre lang lagerte eine der ältesten und wichtigstenBürgersammlungen größtenteils in Depots, ihre Bedeutung wurde inInterims nur unzureichend gewürdigt. Mit dem ersten Museumsneubau inden neuen Ländern seit der Wende zieht Leipzig nun in die erste Ligader Kunstmuseen ein und will sich fortan mit der Kunsthalle Bremenoder dem Städel-Museum in Frankfurt/Main messen. Am ersten regulärenÖffnungstag am Sonntag strömten mehrere hundert Besucher in denNeubau; am Tag der Offenen Tür vor der offiziellen Eröffnung kamenbereits 8200.
Die Bürger haben ihre Sammlungen wieder. Anders als diefürstlichen Sammlungen Dresdens fußen die Bestände des LeipzigerBildermuseums mit 3500 Gemälden aus sechs Jahrhunderten, 1000Skulpturen und mehr als 60 000 Zeichnungen, Grafiken, Aquarellen undFotografien auf dem Engagement von namhaften Bürgern der Messestadt,Sammlern und Kunstliebhabern, die schon 1837 einen Hort für bildendeKünste schaffen wollten. Nach der Zerstörung des alten Bildermuseumsim Zweiten Weltkrieg begann eine scheinbar nicht enden wollendeWanderschaft. Trotz der Isolation zu DDR-Zeiten und desüberregionalen Vergessens blieben die Leipziger ihren Sammlungen treuund sehnten lange die Eröffnung des neuen Hauses herbei. Der 74,5Millionen Euro teure Bau wurde mit jeweils 15 Millionen Euro von Landund Bund gefördert, den Rest zahlte die Stadt.
Die Architektur nach einem Entwurf von Karl Hufnagel, Peter Pützund Michael Rafaelian mit mehreren ineinander verwobenen Kuben undluftigen Panorama-Terrassen stieß auf geteiltes Echo - von grandiosweltstädtisch bis kalt und übertrieben. Immerhin hatte sich dasBerliner Architektentrio in einem Wettbewerb gegen 531 andereBeiträge aus Europa durchgesetzt. Staunen und Bewunderung erhieltendie Hängung und Präsentation der rund 600 Bilder und Skulpturen. «DieBilder waren wie eine wilde Herde», erinnert sich Museumsleiter Hans-Werner Schmidt. Immer wieder habe er mit seiner Mannschaft dasKonzept verworfen und neu erdacht. «Jetzt sprechen die Bilder zu uns,und ich glaube, sie sind ganz zufrieden», sagte er.
Auch Leihgeber und Stifter sind voll des Lobes. «Kunst gehört derÖffentlichkeit», sagt Wolf-Dietrich Freiherr Speck von Sternburg.Seine 1996 gegründete Stiftung hatte dem Museum zahlreiche«Herzstücke» übertragen, darunter Werke von Roger van der Weyden,Lucas Cranach und Caspar David Friedrich. Das Sammlerehepaar Hans-Peter Bühler und Marion Bühler-Brockhaus nannte seine Schenkung von41 französischen Romantikern philosophisch «Vergangenheit für dieZukunft».
Die Verbindung von gestern und heute zieht sich wie ein roterFaden durch die Geschosse, unterbrochen von anachronistischenEinsprengseln. Die beiden Leipziger Heroen Max Klinger und MaxBeckmann werden dabei ebenso gewürdigt wie die am meistendiskutierten und am höchsten dotierten Gegenwartsmaler Daniel Richterund Neo Rauch. Deren Werke hängen gemeinsam in einer Halle - alsDialog zwischen der Szene Ost- und Westdeutschlands.