Leipzig Leipzig: Ein naives Alpenmädchen als biedere Anziehpuppe
Leipzig/MZ. - Hauptproblem von Stück und Inszenierung ist eigentlich, dass sich weder Komponist h.c.mylla noch Regisseur und Autor Dominik Wilgenbus entscheiden können, ob sie den Stoff nun ernst nehmen oder doch lieber parodieren wollen. In Ansätzen ist beides da: Einige originell verarbeitete Zitate von Schlager bis Oper, von volkstümlicher Musik bis Rap und die Ausstattung bedienen die Parodie - manchmal wirklich unterhaltsam. Aber dann wieder kitscht man sich im Musical-Sound ein, austauschbar und selten hitverdächtig.
Wenn man in Sachsen Schwyzerdytsch übt, helfen nicht einmal mehr so ausgezeichnete Parodien wie die Heidi von Anna Silvia Lilienfeld. Und auch ein von Haus aus grandioser Schauspieler wie Friedhelm Eberle kann hier als Alm-Öhi nicht wirklich zu einer Figur finden - zumal die Autoren Spyris ohnehin eher leichtgewichtigen Roman um jene tiefergehenden Momente, die auch eine gewisse Bühnenwirksamkeit hätten, beschnitten haben. Die Läuterung des misanthropischen Alm-Öhi wäre ein solches Motiv gewesen. Angela Mehling als Fräulein Rottenmeier ist wenigstens komisch, aber warum irgendjemand vor dieser Hausdame Respekt haben sollte, bleibt ein Rätsel.
Trotz der mit Sicherheit sehr guten künstlerischen Einzelleistungen, die das Geschehen im zweiten Teil etwas in Gang bringen - wie die Großmutter Sesemann von Sabine Töpfer - ist das, was hier geschieht wenig schlüssig. Orchester, Chor und Ballett legen sich ordentlich ins Zeug, aber eigentlich wäre eine richtige Revue, ein komplettes Kinder-Musical oder eine straffe Comedy, wäre eben Konsequenz mehr gewesen. Am Ende steht die Frage: Warum - und für wen?
Nächste Vorstellungen: Dienstag, 19.30 Uhr, Mittwoch 19 Uhr