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Kurt Barthel Kurt Barthel: Thälmann, Traudl und Störtebecker

Von Christian Eger 07.06.2004, 16:30

Halle/MZ. - Dass die Aufständischen Kubas Leser gewesen sein sollen, darf man als Brechtsche Frechheit abhaken; nicht aber, dass Kuba - der am Dienstag 90 Jahre alt geworden wäre - für genau diese Proletarier das große Wort führen wollte. Der Arbeitersohn aus Garnsdorf bei Chemnitz war als ein an Weinert, Majakowski und Whitman geschulter Autor ein Ideologe der Dichtung als Waffe - und zwar als Waffe der SED.

Entdeckt wurde der Kulturfrontarbeiter im Prager Exil von dem deutsch-böhmischen Dichter Louis Fürnberg; letzterer riet ihm zu dem Pseudonym "Kuba", damit es zu keinen Verwechslungen mit dem Arbeiter-Schriftsteller Max Barthel käme, der von den Kommunisten zu den Nazis übergelaufen war.

"Aggressive Intelligenz" attestierte Fürnberg dem zornigen jungen Mann. Da kam einer tatsächlich von ganz unten; aus dem Hass auf die Verhältnisse rundum zog er seine literarische Energie. Mit dem "Gedicht vom Menschen" (1948) lieferte Kuba eine materialistische Weltgeschichtsschreibung in Versen; Zeilen wie "Thälmann ist niemals gefallen" oder "Sagen wird man über unsere Tage" machten ihn als Propaganda-Kleinkünstler bekannt. Breitenwirkung erzielte Kuba - von 1956 an Dramaturg am Volkstheater Rostock - mit dem Rügen-Festspiel "Ballade vom Klaus Störtebecker" und dem Drehbuch "Vergeßt mir meine Traudel nicht".

Kuba war der in Ost und West am meisten gehasste DDR-Schriftsteller der 50er Jahre. Der Literaturhistoriker Hans Mayer: "eine ungemein widerwärtige Figur"; der Mayer-Kollege Alfred Kantorowicz: ein "neuer Horst Wessel". Das mag gegen die Person, nicht aber gegen das Werk Kubas sprechen, das - egal wie komisch oder verlogen - ja nie etwas anderes sein wollte als eine operative Literatur. So endete mit Kuba zwangsläufig dessen literarische Wirkung - aber wie!

Frankfurt am Main, Herbst 1967: Das Rostocker Theater gastiert mit der Revolutions-Revue "50 Rote Nelken". Der Sozialistische Deutsche Studentenbund (SDS) buht: Zu seicht! Zu lasch! Das ist zu viel für die Ostler. Kuba gerät so sehr in Wallung, dass er im Zuschauerraum zusammensackt und stirbt.