Kunstraub in der Schweiz Kunstraub in der Schweiz: Parkplatzwächter entdeckt zwei der gestohlenen Gemälde

Zürich/Hamburg/dpa. - Dann half «Kommissar Zufall»: Nur wenige hundertMeter vom Tatort entfernt, entdeckte am Montag ein Parkplatzwächterder Psychiatrischen Uni-Klinik Zürich zwei Bilder in einemunverschlossenen Auto. Nach eingehender Untersuchung gab es amDienstag Gewissheit: Die Bilder sind echt - es handelt sich um das«Mohnfeld bei Vétheuil» von Claude Monet und um «BlühendeKastanienzweige» von Vincent van Gogh, zwei der insgesamt vierentwendeten Werke. Beide sind insgesamt etwa 43 Millionen Euro wert.Von den anderen Bildern und den Tätern fehlte weiter jede Spur.
«Es ist eine ungeheure Erleichterung, dass zwei der Bilder wiederda sind», sagte Museumsdirektor Lukas Gloor am Dienstagnachmittag vorJournalisten in Zürich. Er sei «von großem Glücksgefühl erfüllt»,dass sie in tadellosem Zustand seien, «wie vor 140 beziehungsweise120 Jahren, als sie gemalt wurden». Gleichzeitig bedauerte er, dassdas wertvollste der geraubten Bilder, Paul Cézannes «Der Knabe mitder roten Weste» und «Ludovic Lepic und seine Töchter» von EdgarDegas nach wie vor spurlos verschwunden sind. Allein das Cézanne-Bildhabe einen Wert von umgerechnet rund 62 Millionen Euro.
Kurz vor 16 Uhr, so berichtete ein Polizeisprecher, hatte der 56Jahre alte Klinik-Mitarbeiter am Montag die Stadtpolizei alarmiertund gemeldet, dass auf dem öffentlichen Parkplatz vor dem Gebäude einverdächtiges weißes Fahrzeug mit zwei Bildern auf dem Rücksitz stehe.Die Polizei habe das Gelände sofort großräumig abgeriegelt und dasunverschlossene Auto von Experten untersuchen lassen. Wie lange dasAuto auf dem Parkplatz stand, werde ermittelt. Über die Herkunft desWagens, an dem gestohlene Züricher Kennzeichen angebracht waren,wollte die Polizei aus ermittlungstaktischen Gründen keine Angabenmachen.
«Es gab sehr viele Hinweise aus dem In- und Ausland», sagte derPolizeisprecher. Nach wie vor sei eine Task Force im Einsatz, diezusammen mit anderen Polizeidienststellen auch Zusammenhänge mitanderen Kunstdiebstählen prüfe. Allein in der Schweiz hatten in denvergangenen Wochen mehrere Kunstdiebstähle für Aufsehen gesorgt.Wenige Tage vor dem Überfall auf die Bührle-Sammlung waren inPfäffikon im Nachbarkanton Schwyz zwei Picassos aus einer Ausstellungin einem Kulturzentrum gestohlen worden. In beiden Fällen handelt essich um Leihgaben des Sprengel-Museums Hannover. Die Werke sollenzusammen mehr als drei Millionen Euro wert sein. Darüber hinauswurden seit dem 25. Januar Bilder im Gesamtwert von rund 1,3Millionen Euro aus Privathäusern entwendet.
Einen spektakulären Raub gab es auch in Belgien. Wie am Dienstagbekanntwurde, überfielen dort bewaffnete Räuber die Schatzkammer derKathedrale der Stadt Tournai. Sie flüchteten mit 13 wertvollenreligiösen Kunstwerken. Unter anderem raubten die beiden Gangster einbyzantinisches Kreuz. Sein Versicherungswert liegt bei 25 MillionenEuro, wenn das Kreuz einmal im Jahr bei einer Prozession durch denOrt getragen wird.
In der Schweiz konzentriert sich die Fahndung jetzt auf die vierMänner, die an dem Raub im Museum E. G. Bührle am 10. Februarbeteiligt waren. Die Polizei will auch herausfinden, wo der weißeFluchtwagen in den vergangenen Wochen war. Für Hinweise zurErgreifung der Täter wurde eine Belohnung von umgerechnet 62 500 Euroausgesetzt.
