1. MZ.de
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Verschollener Film aufgetaucht: Künstler Baader-Holst aus Halle: "Briefe an die Jugend des Jahres 2017"

Verschollener Film aufgetaucht Künstler Baader-Holst aus Halle: "Briefe an die Jugend des Jahres 2017"

04.02.2017, 11:00
Matthias Baader-Holst schrieb poetische Briefe an die Zukunft
Matthias Baader-Holst schrieb poetische Briefe an die Zukunft Archiv

Halle (Saale) - „Viel Spaß auf der Titanic“, sagt der Dichter Peter Wawerzinek, ehe ihn ein langer, kahler Mann mit Spinnenarmen umfängt. Wawerzinek tanzt durch eines der letzten Werke des halleschen Künstlers Baader-Holst.

Eine Botschaft an die Zukunft: „Briefe an die Jugend des Jahres 2017“ hat der 1990 tragisch verstorbene hallesche Untergrundkünstler Baader-Holst den Videofilm genannt, der verschollen war, mittlerweile aber beim Videoportal Youtube zu sehen ist.

Eine Kombination aus Stegreif, schlechtem Licht und Baader-Holst, der Verse deklamiert. „Es geht nicht darum, ob ich nach Bier rieche“, sagt er, „es geht um Wahrhaftigkeit.“

Hallescher Künstler Baader-Holst: Stasi hat ihn im Visier

Die war es immer, nach der der gebürtige Quedlinburger in Gedichten und Liedern suchte. In der Gedankenenge der DDR machte ihn das zu einer Zielscheibe für staatliche Nachstellungen.

Der Wehrdienst-Verweigerer, der als Bibliothekar arbeitet und in Punkbands spielt, darf nirgendwo publizieren. Als er mit Freunden die Zeitschrift „Galeere“ gründet, nimmt ihn die Stasi ins Visier. Ende der Hoffnung, mit einer Mini-Auflage von 20 Exemplaren unter dem Radar fliegen zu können.

Ein Strafverfahren folgt, auf über 850 Seiten wächst die Stasi-Akte. In der Nacht, in der die DDR die D-Mark einführt, ist der nun endlich freie Künstler auf dem Weg von einer Party nach Hause, als er unter eine Straßenbahn gerät. Matthias Baader-Holst stirbt eine Woche später. Er wurde nur 28 Jahre alt. 

Direkt zum Video:

www.bit.ly/Baaderholst