Kunst Kunst: Zoff um «Leipziger Schule»

Leipzig/dpa. - Die «befremdendenVorwürfe» seien «in höchstem Maße unberechtigt» und würden «auf dasEntschiedenste zurückgewiesen»«, heißt es in einer von Brohmverlesenen zweiseitigen Erklärung. «Rauch hat auf die Chance, denStudiengang Malerei/Grafik und die Lehre in einer Klasse nachhaltigprägen zu können, nach kurzer Zeit aus eigenem Entschluss verzichtet.Dem ist nichts weiter hinzuzufügen.»
Rauch, berühmtester Vertreter der «Neuen Leipziger Schule», hatteseine Professur nach drei Jahren abgegeben und Wunschnachfolgerbenannt; etwa den Belgier Michael Borremans. Eine Berufungskommissionentschied sich aber für den Kölner Heribert C. Ottersbach. «Wirlassen uns von niemandem vorschreiben, wer hier auf welche Stelleberufen wird», sagte Brohm. «Ich handle nach Recht und Gesetz!»
«Es lohnt sich nicht mehr», an diese Schule zu kommen, sagte Ex-Rektor Arno Rink, dessen Malereiklasse Rauch übernommen hatte, derdpa danach am Telefon. «Wir hatten in der Malerei eine gute Zeit.»Die sei nun zu Ende. «Ich habe Rauch gesagt: "Es hat keinen Zweck, zutrauern. Du hättest an der Schule bleiben und Rektor werden müssen".»
Eigentlich sollte am Freitag der Künstler Ottersbach der Pressepräsentiert werden. Doch wenige Tage zuvor gab Rauch Interviews - waser selten tut. Darin warnte er vor einem Aus für die traditionelleLeipziger Malerei und warf der Hochschulleitung Kungelei vor, daOttersbach ein Freund des Rektors sei. Dies bestätigt auch Rink. Nachder Rauch-Kritik geriet die Pressekonferenz zur Verteidigungs-Runde.
An Hochschulen würden keine Erbhöfe mehr verteilt, sondernBerufungskommissionen eingesetzt, sagte Brohm. Er selbst sei keinMitglied dieses Gremiums gewesen. Kommissions-Leiter Ingo Mellerberichtete von zunächst 38 Bewerbungen auf die Rauch-Stelle. «Leiderwar nur eine qualitativ so, dass man sie annehmen konnte.» Die seiaber nicht von Ottersbach gewesen. Dann seien weitere siebenPersönlichkeiten eingeladen und um eine Bewerbung gebeten worden, vondenen sich drei überreden ließen. Einen Brief der Studenten Rauchs,die sich Borremans wünschten, habe Brohm abgelehnt. Der Diktus desBriefes habe sehr nach Rauch geklungen, sagte er am Freitag.
Mit der Berufung von Ottersbach kommen nun drei der vierMalereiprofessoren aus Köln. Rink spricht von Klüngel. «Ich hab michum die Stelle erst überhaupt nicht beworben. Zunächst würde ichsagen, Borremans ist ein guter Künstler», so Ottersbach. Er wolle denLeipziger Studenten seinen Stil nicht aufzwingen, sagt der Kölner,dessen Arbeiten oft zusammen mit Werken der «Neuen Leipziger Schule»ausgestellt werden. Die Stile ähneln sich. «Ich bin durch und durchein figürlich-gegenstandsbezogener Maler.» Er wolle in erster Linie