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Kunst Kunst: Stiftung sollen Vermächtnis von Werner Tübke bewahren

06.07.2005, 07:42
Eine Frau geht am dem Bild «Jüngstes Gericht» (1983; Aus: Frühbürgerliche Revolution in Deutschland) von dem Leipziger Maler Werner Tübke in der Galerie Schwind in Leipzig vorbei.
Eine Frau geht am dem Bild «Jüngstes Gericht» (1983; Aus: Frühbürgerliche Revolution in Deutschland) von dem Leipziger Maler Werner Tübke in der Galerie Schwind in Leipzig vorbei. dpa-Zentralbild

Leipzig/dpa. - An seinem Leipziger Hauptstandort will er künftig Arbeiten des kritischen Realismus und der Leipziger Schule zeigen, in Frankfurt/Main eher junge Vertreter.

Sieben mit Filzstift geschriebene Buchstaben zeugen vom neuenEigentümer des Hauses in der Springerstraße 5. Ein unscheinbarerZettel mit der Aufschrift «SCHWIND» klebt über dem Klingelschild«TÜBKE». Auch wenn im Inneren der für den Altmeister der LeipzigerSchule typische Geruch von Pfeifentabak längst abgezogen ist,erinnert vieles an das jahrzehntelange Schaffen. Das einstige Wohn-und Esszimmer mit stuckverzierter Decke und bernsteinfarbenem Parkettwird künftig das Herzstück der Galerie, in der bis Mitte Septemberzunächst ein Querschnitt Tübkes Wirken mit Zeichnungen, Aquarellenund Gemälden abgebildet wird.

Schauen des Berliner Bildhauers Werner Stötzer und des Malers GeroKünzel folgen, aber auch Werke von Wolfgang Mattheuer und Arno Rinkkönnten bald dort hängen. Fern des klassischen «white cube» willGalerist Schwind die Erinnerung an jenen Maler wach halten, der biskurz vor seinem Tod am 27. Mai 2004 ein gewaltiges Oeuvre geschaffenhatte. Berühmt machte ihn das weltweit größte mit Pinsel und Palettehergestellte Rundgemälde zum deutschen Bauernkrieg 1525 auf demeinstigen Schlachtfeld hoch über Bad Frankenhausen - geschaffen inzwölfjähriger Arbeit im Auftrag der SED.

Nach der Wende hatte Tübke die in der DDR erhaltenen Staatspreisezurückgegeben und das damit verbundene Geld gespendet. Er wollte -ebenso wenig wie Zeitgenosse Bernhard Heisig - kein Staatsmaler sein.Bundeskanzler Gerhard Schröder bezeichnete Tübke zuletzt als «einensensiblen, bildgewaltigen Künstler, in dessen Werk Realismus,Phantastik und magische Verfremdung virtuos ineinander verwobensind». Das Vermächtnis des prominenten Ostmalers will auch WitweBrigitte mit einer Werner-Tübke-Stiftung aufrechterhalten. «In 50oder 100 Jahren sollen unsere Nachfahren noch sehen, was er allesgeleistet hat».

Den Grundstock dafür will sie aus dem Nachlass stiften, auch wennnoch nicht alle Erbschaftsfragen geklärt sind. «Die Stiftung in engerVerbindung mit der Stadt ist angeschoben. Ich bin zuversichtlich,dass wir bald zu einem Ergebnis kommen», sagt sie. Neben den Werkenihres Mannes will die Witwe, die eine moderne Stadtwohnung bezogenhat, Tübkes Lebensalltag abbilden. «Es war der Wunsch meines Mannes,dass seine gesamte Kunst zusammenbleibt. Dies will ich ihm soweit wiemöglich erfüllen.» Abgesehen vom persönlichen Archiv mit Dokumenten,Ausstellungskatalogen und Reproduktionen, dass er zu Lebzeiten demGermanischen Nationalmuseum in Nürnberg übereignete, bleiben inLeipzig der private Briefwechsel sowie zahlreiche Tagebücher.«Genügend Stoff für Kunsthistoriker», meint Schwind.