Kunst Kunst: Späte Antwort auf Werner Tübke
Leipzig/dpa. - 17 Jahre nach dem Ende des Sozialismus auf deutschem Boden hat der Leipziger Maler Reinhard Minkewitz einen Gegenpart zu einem bekannten DDR-Kunstwerk geschaffen. Sein Werk «Aufrecht stehen» ist die späte Antwort auf das monumentale Wandbild «Arbeiterklasse und Intelligenz» von Werner Tübke (1929-2004) undzeigt Opfer des sozialistischen Systems. Es entstand im Auftrag desLeipziger Schriftstellers Erich Loest (81), der sieben Jahre lang imStasi-Knast in Bautzen saß. Loest möchte, dass beide Gemälde künftignebeneinander an der Leipziger Universität hängen. Erstmals zu sehenist das neue Ölbild am 10. Mai im Galerie-Hotel Leipziger Hof.
«Arbeiterklasse und Intelligenz» war bei Tübke 1970 für das Foyerdes Leipziger Uni-Rektorats in Auftrag gegeben worden. Drei Jahrelang porträtierte Tübke akribisch mehr als 100 Einzelfiguren:Repräsentanten der Universität, Politiker, Studenten und Bauarbeiter.«Es ist ein Bild über die Vernichtung der bürgerlichen Universität»,sagte Loest der dpa. «Weil ich fand, dass es ein Gegenbild über dieOpfer der Karl-Marx-Universität geben sollte, habe ich mehreredeutsche Maler angesprochen.» Einige Künstler hätten sich allerdingsnicht getraut.
Auf dem Werk von Minkewitz sind unter anderen der 1957zwangsemeritierte Philosophieprofessor Ernst Bloch, der ebenfalls inKonflikt mit dem Regime geratene Literaturprofessor Hans Mayer undder zu 25 Jahren Arbeitslager verurteilte Student Wolfgang Natonek zusehen. Der Hintergrund zeigt die alte Universität samtPaulinerkirche, die DDR-Staatschef Walter Ulbricht 1968 sprengenließ.
Weil der Leipziger Campus derzeit modernisiert wird, lagert dasknapp 14 Meter lange und 3 Meter hohe Tübke-Wandbildnisvorübergehend im Depot des Museums der bildenden Künste in Leipzig.Es soll von 2009 an wieder an der Uni zu sehen sein.
