Kunst Kunst: Spanischer Bildhauer Eduardo Chillida tot

San Sebastian/dpa. - Chillida, der auch in Deutschland mit vielen Werken vertreten ist,litt an einer unheilbaren Hirnkrankheit und war seit Jahren nichtmehr öffentlich aufgetreten. Unbestätigten Berichten zufolge hatte erAlzheimer. Bereits vor fünf Monaten war er fast an einerLungenentzündung gestorben. Der baskische Künstler sollte noch amDienstag eingeäschert und anschließend auf dem Gelände seinesFreiluftmuseums in Hernani bei San Sebastian in Nordspanienbeigesetzt werden. An der Eröffnung des Museums, mit dem sichChillida einen Lebenstraum erfüllte, nahm im September 2000 auchBundeskanzler Gerhard Schröder als Ehrengast teil.
Der Künstler, der seinen Durchbruch Ende der 50er Jahre mit Hilfeder Pariser Galerie Maeght schaffte, wurde vor allem mit riesigenabstrakten Eisenskulpturen bekannt, etwa mit den monumentalen«Windkämmen» vor dem UNESCO-Gebäude in Paris oder der im Jahr 2000aufgestellten Plastik «Berlin» vor dem Kanzleramt in der deutschenHauptstadt. Das sechs Meter hohe und 90 Tonnen schwere Kunstwerkbesteht aus zwei Eisenpfeilern, an deren Enden gewundene Stäbe wieHände ineinander greifen. Das Kunstwerk gilt als Symbol der deutschenWiedervereinigung. Für Frankfurt am Main schuf Chillida 1986 das«Haus für Goethe» und 1994 den «Gruß an Heidegger», im Rathaushof zuMünster ist die Skulptur «Toleranz und Dialog» (1993) zu sehen. Inder Bonner Innenstadt wurde 2001 die Plastik «De Musica IV.»aufgestellt.
In Spanien war Chillida lange Zeit verkannt worden. Im Auslandhatte er anfangs mehr Erfolg als in seiner Heimat. Heute sind seinePlastiken aus Eisen, Beton, Stahl, Marmor oder Holz in aller Welt zusehen. Museen in den Metropolen widmeten ihm Einzelausstellungen,etwa in Paris, New York, Berlin, Bilbao oder Amsterdam. Bereits 1958erhielt er den großen internationalen Preis für Skulpturen auf derKunst-Biennale in Venedig, 1960 folgte der Kandinsky-Preis und späterweitere internationale Preise wie der japanische Praemium imperiale.In Deutschland erhielt Chillida unter anderem den Kaiserring derStadt Goslar, den Wilhelm-Lehmbruck-Preis der Stadt Duisburg und denPiepenbrock Preis für Skulptur.
Chillidas wichtigste Plastik in Spanien, der «Kamm der Winde»(1977) in der Bucht von San Sebastian, ist inzwischen zu einem Symbolfür Toleranz und gegen den Terror der baskischen Separatisten-Organisation ETA geworden. Bedrohte Journalisten treffen sich dortregelmäßig zu Protestkundgebungen. Eines seiner größten Projekteblieb jedoch unerfüllt. Die Aushöhlung des Tindaya-Bergs auf derKanaren-Insel Fuerteventura, den Chillida in ein Kunstwerk verwandelnwollte, scheiterte am Widerstand von Naturschützern und lokalenPolitikern. «Ich gebe die Hoffnung aber nicht auf, dass diesesVorhaben posthum gelingt», sagte der Künstler vor seinem Tod.
König Juan Carlos und Königin Sofía würdigten Chillida in einemBeileidstelegramm: «Chillida hat eine Epoche der zeitgenössischenKunst geprägt. Sein Werk erfüllt alle Spanier mit Stolz.» Diespanische Kulturministerin Pilar del Castillo sagte, sein Tod sei ein«irreparabler Verlust». In San Sebastian hingen die Fahnen amDienstag als Zeichen der Trauer auf halbmast.
In Deutschland sind Chillidas Werke derzeit in einer Ausstellungim Guggenheim-Museum in Berlin zu sehen, zusammen mit Arbeiten seinesguten Freundes Antoni Tàpies, eines der bedeutendsten Maler Spaniens.Anfang des Jahres hatte das Wilhelm Lehmbruck Museum in DuisburgChillida