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Kunst Kunst: Malereien Otto Muellers wiederentdeckt

Von Gerd Korinthenberg 03.07.2003, 12:22
Ein Museumsmitarbeiter trägt am Donnerstag (03.07.2003) im Museum Folkwang in Essen das Bild "Badende am Waldsee" (1919 - auf der Vorderseite, nicht im Bild) des Expressionisten Otto Mueller (1874-1930), dessen Rückseite (hier: vorne) ein bis dahin unbekanntes Motiv aus dem Jahr 1913 zeigt. Rechts das Bild "Knabe vor zwei stehenden und einem sitzenden Mädchen" (1918). Das Museum Folkwang zeigt vom 04.07.2003 bis 28.09.2003 unter dem Titel "Otto Mueller. Eine Retrospektive" insgesamt 54 Gemälde, 25 Zeichnungen und Aquarelle sowie 33 handkolorierte Lithographien. (Foto: dpa)
Ein Museumsmitarbeiter trägt am Donnerstag (03.07.2003) im Museum Folkwang in Essen das Bild "Badende am Waldsee" (1919 - auf der Vorderseite, nicht im Bild) des Expressionisten Otto Mueller (1874-1930), dessen Rückseite (hier: vorne) ein bis dahin unbekanntes Motiv aus dem Jahr 1913 zeigt. Rechts das Bild "Knabe vor zwei stehenden und einem sitzenden Mädchen" (1918). Das Museum Folkwang zeigt vom 04.07.2003 bis 28.09.2003 unter dem Titel "Otto Mueller. Eine Retrospektive" insgesamt 54 Gemälde, 25 Zeichnungen und Aquarelle sowie 33 handkolorierte Lithographien. (Foto: dpa) dpa

Essen/dpa. - Auf den Rückseiten von Bildern des bedeutenden Expressionisten Otto Mueller (1874-1930) haben Kunsthistoriker fünf bisher für verschollen gehaltene Malereien des Künstlers entdeckt. Drei dieser Motive des «Brücke»-Malers seien völlig unbekannt; zwei seien auf alten Fotos überliefert, sagte die Kunsthistorikerin Tanja Pirsig am Donnerstag der dpa. Man habe die beiden Werke bis jetzt für zerstört gehalten.

Die Kunstwerke waren bei der Vorbereitung einer umfangreichen Mueller-Retrospektive entdeckt worden, die mit mehr als 110 Arbeiten von Samstag an (bis 28.September) im Museum Folkwang in Essen zu sehen ist. Besucher müssen allerdings auf die Überraschungsfunde verzichten, da sie in der Schau zunächst weiterhin mit dem Rücken zur Wand hängen.

Das gerade in Essen vollendete erste Werkverzeichnis Muellers führe die fünf Malereien noch als «verschollen» auf, beschrieb die Wissenschaftlerin. In einigen Fälle seien die rückwärtigen Malereien, die sich auch als wichtig zur besseren Datierung der Haupt-Seite herausgestellt hätten, verdeckt gewesen. Auch sonst habe die akribische, zehnjährige Arbeit an dem Oeuvre-Verzeichnis für einige Überraschung gesorgt. Bisher 35 für eigenständige Bilder Muellers gehaltene Arbeiten haben sich als Rückseiten erwiesen. Insgesamt führt das Werkverzeichnis über 400 Gemälde und weitere 400 Zeichnungen des Expressionisten auf, der sich besonders mit seinen Aktdarstellungen von badenden Mädchen und seinen späten «Zigeuner- Bildern» der späten 1920er Jahre einen Platz in der Kunstgeschichte gesichert hat.

Genau diesem Klischee will die bereits in anderer Form in München gezeigte Mueller-Rückschau entgegentreten, wünscht sich Ausstellungs- Kurator Mario-Andreas von Lüttichau. So sind die wenigen der erhaltenen Frühwerke wie ein am klassischen Lukrezia-Motiv orientierter «Mädchenakt mit Dolch» (um 1903) oder die vom Schwung des Jugendstil geprägte «Tänzerin mit Schleier» künstlerisch bemerkenswert.

Doch die Schar der Badenden, Hauptmotiv seit der «Brücke»- Mitgliedschaft 1910 und stets Stereotypen knabenhaft-schlanken Mädchen in undefinierten Paradies-Landschaften haben es ebenso schwer wie die oft als Doppel-Porträts mit seinen wechselnden Frauen angelegten «Liebespaare» Muellers. Im Vergleich zu den in Essen als Abrundung gezeigten Werken der «Brücke»-Freunde oder zu Plastiken des Gefährten Wilhelm Lehmbruck fehlt Muellers Bildern oft der Glanz: Und das nicht nur wegen seiner typischen, dumpfen Leimfarben, deren Mischung er stets streng geheim gehalten hat.