Kunst im Nationalsozialismus Kunst im Nationalsozialismus: Wagners Urenkel fordert Breker-Ausstellung in Berlin

Schwerin/dpa. - «Mit fehlt in der Schweriner Ausstellung vor allem eine kritische Auseinandersetzung mit der Rolle, die Breker im Dritten Reich politisch gespielt hat», sagte der Urenkel des Komponisten Richard Wagner in Schwerin, wo er am Montagabend einen Vortrag unter anderem zum Umgang mit Breker (1900-1991) in der Bundesrepublik hielt.
«Breker spielte zum Beispiel eine Rolle in den NS-Gremien, die dieWerke für die große Kunstausstellung in München 1937 auswählten. Erentschied also mit, was Kunst zu sein hatte und damit auch, was keineKunst sein sollte, also als entartet zu gelten hatte.» Wenn sichBreker nach dem Krieg für unpolitisch erklärte, dann sei das eine«ganz abscheuliche Lüge».
Die Breker-Schau im Schweriner Schleswig-Holstein-Haus, die nochbis zum 22. Oktober zu sehen ist, ist Anlass für zahlreiche Proteste.So hatte der Bundesverband Bildender Künstler die Schließungverlangt. Die Schau mit 70 Skulpturen aus allen Schaffensphasen istdie erste Breker-Ausstellung seit 1945 in öffentlicher Trägerschaft.
In der Ausstellung vermisse er zudem eine Aufarbeitung der Breker-Rezeption nach dem Zweiten Weltkrieg in der Bundesrepublik und in derDDR, sagte Wagner. Die muskelbepackten Arbeiter auf DDR-Plakatenstünden in einer Breker-Tradition. In der Nachkriegs-Bundesrepublikhabe die Aufarbeitung des Themas Breker kaum stattgefunden. «Ichfinde es zum Beispiel unglaublich bedenklich, dass noch heute die1938/39 im Park am Festspielhügel in Bayreuth aufgestellten Breker-Büsten von Richard und Cosima Wagner sowie Franz Liszt unkommentiertda stehen», sagte der Musikwissenschaftler, dessen jüngstes Buch«Unsere Stunde Null. Deutsche und Juden nach 1945» in diesen Tagen imBöhlau Verlag erscheint.
Zu einer gelungenen Breker-Ausstellung gehöre zudem eininternationaler Kongress, sagte Wagner weiter. «Denn seit Jahrzehntenbefassen sich Forscher weltweit mit diesem Thema.» Der Ausstellung inSchwerin war vorgeworfen worden, sich für die Begleittexte auf eineungenügende Quellenlage verlassen zu haben, da die Familie Breker denNachlass des Bildhauers unter Verschluss hält. Nicht zuletzt seiengrößere Räume nötig, um das Monumentale der Großplastiken erfahrbarzu machen. «Und Berlin wäre natürlich der richtige Ort.»