Kultbuch über Kultband Kultbuch über Kultband: Rammstein-Musiker schreiben Zeit bei Feeling B
Halle/MZ. - "Die Wende hat ihm den Boden weggezogen",erinnert sich Flake Lorenz, einst Keyboarderbei Feeling B und heute bei Rammstein tätig.Aljoscha habe sein Privileg verloren, alsWestler in der DDR zu leben. Ein Schock fürden Egomanen. Und als habe das noch nichtgereicht, glaubt Lorenz, "war das Interessean der Musik nicht mehr so da." Feeling B,die lustigsten Punks der DDR, spielten imOsten vor halbvollen Sälen. Und im Westen"haben uns die Leute nicht verstanden", sagtFlake: "Die fragten bloß, was macht ihr daeigentlich?"
Damals begann ihm und Gitarrist Paul Landersklar zu werden, "dass wir uns als Band einenneuen Platz suchen müssen". Welchen war dieFrage, Rammstein war die Antwort. "Dorthinwollte Aljoscha nicht mehr mitkommen", glaubtLorenz, "das war ihm fremd, er war ja in demSinne auch kein Musiker, sondern eher einMotor." Dessen Einfluß für seine früherenWeggefährten bis heute spürbar ist. "Am bestenalle Tipps in den Wind schlagen, nur machen,was man selber will", sagt Flake, "dass istdas Feeling-B-Erbe von Rammstein."
Eine Geisteshaltung, die die bücherschrankgroßeFeeling-B-Biografie "Mix mir einen Drink"liebevoll beschreibt, die die beiden SzenekennerHeinz Havemeister und Ronald Galenza jetztaus wochenlangen Gesprächen mit Flake Lorenzund Paul Landers destilliert haben. Es istdie Rückkehr in ein anderes Land: Besser alsjede hochgelehrte Alltagsanalyse beschreibtder Weg der Berliner Band die Möglichkeit,sich in der DDR-Enge Freiräume zu erobern."Wir wollen immer artig sein" sangen sie unddrehten dem Staat eine lange Nase. "Jederkonnte sich entziehen", glaubt Flake Lorenzbis heute, "jeder konnte glücklich werden."
Er selbst, sagt er, sei es gewesen. "Mir hatnichts gefehlt", das sei ihm klar geworden,als er für das Buch begonnen habe, in Erinnerungenzu wühlen. All die Anekdoten über Alkoholexzesse,abenteuerliche Auslandreisen und absurde Auftritte- "wir haben beim Erzählen unglaublich Spaßgehabt."
Lorenz sieht das Buch, das trotz seines eherrandständigen Themas in der Bestsellerlisteder aktuellen Pop-Biografien derzeit nur vonDieter Bohlens Lebensbeichte geschlagen wird,nicht als Denkmal für seinen BandkollegenAljoscha. Genau so wenig sei es ein Versuch,Lesern Rolle und Bedeutung von Feeling B nachträglichnahe zu bringen. "Wenn ich ehrlich bin", sagtFlake Lorenz, "haben wir das Buch für unsgemacht."
"Mix mir einen Drink", Schwarzkopf&Schwarzkopf-Verlag,416 Seiten, 24,90 Euro