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Kuba Kuba: Deutsche Kultur erfreut sich großer Wertschätzung

06.05.2002, 06:34
Der kubanische Schriftsteller Miguel Barnet
Der kubanische Schriftsteller Miguel Barnet dpa

Havanna/dpa. - Barnet, der mit seinen bei Suhrkamp erschienenen Romanen wie «Alleträumten von Kuba» oder «Der Cimarron» auch eine deutsche Leserschaftgefunden hat, ist der wohl entschiedenste Fürsprecher der deutschenKultur auf der sozialistischen Karibikinsel - wenn auch nicht dereinzige. Denn deutsche Literatur, Musik und Philosophie erfreuen sichauf Kuba großer Wertschätzung. Die deutsche Kultur könnte in Havannaeine feste Anlaufstation bekommen, wenn dort im übernächsten Jahr einGoethe-Institut eröffnet wird. Schon jetzt wirkt an der deutschenBotschaft ein Entsandter des Institutes, und die Verhandlungen überein Kulturabkommen zwischen beiden Ländern könnten dieses Jahrabgeschlossen werden.

Nach Einschätzung Barnets könnte Kuba eine Brückenfunktionzwischen Deutschland und dem Rest Lateinamerikas einnehmen. Dank derjahrzehntelangen engen Kooperation mit der DDR gebe es in Kuba mehrDeutsch-Übersetzer als in jedem anderen Land des Subkontinentes.«Dies ist noch zu wenig bekannt, dieses Potenzial könnten auch diedeutschen Verlage nutzen», sagt Barnet der dpa.

Der kulturelle Einfluss Deutschlands auf Kuba reicht nach AussageBarnets weit ins 19. Jahrhundert zurück, also in die Zeit vor dererst 1902 erlangten Unabhängigkeit. Die deutschen Komponisten derRomantik hätten die kubanische Musik des 19. Jahrhunderts mitgeprägt. Richard Wagner sei schon früh in Havanna aufgeführt worden.Ein Deutscher, Federico Edelmann, sei der erste gewesen, der in KubaPartituren drucken ließ. In Santiago de Cuba habe es um die Wende zum20. Jahrhundert ein bedeutendes Konservatorium mit deutschenProfessoren gegeben. Auch der deutsche Expressionismus habe auf Kubastarken Widerhall gefunden.

Weniger beeindruckt ist Barnet von Wim Wenders' Erfolgs-Film«Buena Vista Social Club», der Compay Segundo, Ibrahím Ferrer, RubénGonzález und einigen anderen kubanischen Musikern auf ihre alten Tagezu einer internationalen Karriere verhalf. Wenders sei ein großerFilmemacher, doch dieses Werk sei «ein Fantasiestück», das diekubanische Wirklichkeit nicht widerspiegele, sagt Barnet.

Barnet bekennt sich zur Revolution Fidel Castros, auch wenn ernicht Mitglied der Kommunistischen Partei ist. «Meine Partei hat nurein einziges Mitglied», sagt er schmunzelnd. Interessanterweise warder Autor in den Jahren der deutschen Teilung viel häufiger in derBundesrepublik als in der DDR zu Gast. «Ich freue mich sehr über dieVereinigung, denn die Deutschen in Ost und West sind für mich eins»,sagt Barnet.